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Ein paar mehr oder weniger lose Gedanken zur aktuellen Lage von Blogsystemen

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Ich bin latent auf der Suche nach einem neuen Blogsystem. #Serendipity ist stabil und hat mich in den letzten Jahren zuverlässig begleitet, aber es gibt ein paar Schwerpunktsetzungen, die mich daran grundsätzlich stören. In erster Linie bin ich aber kein Freund der übermäßigen Abwärtskompatibilität, die fühlt sich für mich an wie ein Festhalten an überholten Paradigmen auf Kosten von frischen Ansätzen. Ich habe inzwischen einfach das Gefühl, ich brauche diese frischen Ansätze. Die zähle ich hier mal lose auf.

Es geht mit der Erstellung von Content los, das ist ein weites und komplexes Feld. Beginnen wir mit dem Editor. Das Blogsystem #Ghost hat einen in meinen Augen großartigen und revolutionären Ansatz fürs Content-Editing: Ein zweigeteiltes Fenster mit einem Feld für #Markdown und einem für die Live-Anzeige des Verbrochenen direkt in der späteren Umgebung. Das alleine finde ich schon großartig, aber es wird noch besser: Man kann Bilder einfach in den Editor ziehen und im Hintergrund wird das Bild auf den Server geladen und ein entsprechender Markdown-Code erzeugt und an der Stelle eingefügt. Punkt. Simpel, elegant, schnell. Ein Grund, wieso ich so ungerne Bilder beim Bloggen verwende, ist das elende Gefummel mit Mediendatenbanken und all dem Scheiß. Beim Bloggen hängen Bilder für mich am Artikel dran und werden auch dort verwaltet. Die Frage ist nur, wie komfortabel lässt sich das an der Stelle möglichst abstrakt lösen? Was ist mit Galerien? Wo werden die Bilder physisch und logisch gespeichert? Da ich mich ein paar Stunden nach der Einrichtung von meiner Ghost-Testinstallation nicht mehr einloggen konnte, kann ich gerade nicht testen, wie das funktioniert. Aber der Ansatz ist schon mal gut, sowas will ich haben, also mindestens diese großartige Live-Preview, aber eigentlich auch die direkte Art der Bildereinbindung.

Dann ist da die Content-Abstraktion. Lange war ich großer Verfechter von (vorzugsweise selber geschriebenem) HTML-Code in der Datenbank, vor allem, weil dieser Code im Gegensatz zu etwa Textile absolut gar nicht mehrdeutig ist. Inzwischen sehe ich da in erster Linie ein Alterungsproblem. Dabei geht es weniger um Absätze und ein paar Inline-Tags, sondern um Sachen wie Embed-Tags, Bilder, was auch immer. Hier bin ich zur Auffassung gelangt, dass eine möglichst abstrakte bzw. semantische Speicherung von Inhalten über die Jahre haushoch überlegen ist. Ob das nun Shortcodes wie bei #Wordpress sind oder Kirbytext wie bei #Kirby ist mir latte. Wichtig ist, dass in der Datenbank in abstrakter Form steht, dass an der Stelle ein Youtube-Video eingebunden werden soll, das diese ID und jene Höhe und Breite haben soll, ggf. noch ein Alternativtext dazu. Das muss mit einer maschinenlesbaren (und damit verbunden eindeutigen) Syntax passieren. Diese Elemente müssen individuell erweiterbar sein, denn wo der eine Vimeo-Tags braucht, braucht der andere Amazon-Marketplace-Links. Das Rendering des dann letztlich im Code erscheinenden Snippets muss bei der Ausgabe passieren, damit das YouTube-Video, das ich vor fünf Jahren eingebunden habe, heute den aktuellsten Embed-Mechanismus bekommt. Zudem möchte ich ja möglicherweise im Feed oder einem automatischen Maildigest oder weiß der Geier wo mein Content noch ausgespielt wird, andere Snippets sehen, vielleicht ja nicht mal HTML.

Da kommt dann wieder Markdown ins Spiel. In diesem Fall in der Rolle als universellem Austauschformat für textliche Inhalte. Nur der abstrahierte Content darf in die Datenbank. Auch ein schönes Beispiel ist ein Wechsel der Lightbox. In der Datenbank darf halt nur eine Liste von Bildern stehen, dazu ein paar Metadaten wie die Angabe, ob sie zu einer gemeinsamen Galerie gehören, dass normalerweise nur ein (automatisch erstelltes) Thumbnail einer bestimmten Größe angezeigt werden soll und Alternativtexte, sowie ggf. Bildunterschriften. Wie und ob das für welche Lightbox in fünf Jahren als HTML gerendert wird und ob dabei Retina berücksichtigt wird, darf nicht fest am persistierten Content kleben. Bei #TYPO3 arbeite ich aus diesem Grund schon immer mit TemplaVoilàs FCEs, die genau diese Abstraktion beherrschen. Ich definiere für den Redakteur eine Eingabemaske und in der Datenbank landet eine abstrakte XML-Struktur, deren Rendering später beim Rendering der Seite konkretisiert wird. TemplaVoilà ist abgesagt, aber ich denke #FluidTYPO3 ist ein noch viel besserer Ersatz und kann das alles und noch viel mehr. Aber so möchte ich meine Blogeinträge nicht schreiben, das ist viel zu umständlich. Für statische Seiten ist das hingegen in meinen Augen genau richtig und der Weg, den man gehen sollte, ich fahre jedenfalls seit 10 Jahren exzellent damit und Redakteure verstehen das auch überraschend problemlos.

Wenn man in der Datenbank abstrakten Content hat, der erst beim Rendering mit Magie bearbeitet wird, kann man auch so schöne Spielereien wie Hashtags leicht implementieren. In der Datenbank steht einfach ein #Hashtag im Text und nichts weiter. Beim Rendering im Blog wird das mit der Suche des Blogs nach diesem Hashtag verlinkt und bekommt eine hashtag-Klasse. Dann kann, wenn man das will, ein JavaScript darüberlaufen und noch mehr lustige Sachen damit anstellen, etwa ein kleines Popup, das auch eine Suche nach diesem Hashtag bei Twitter oder in 5 Jahren sonstwo anbietet oder per Ajax eine Liste mit ein paar Blogeinträgen mit diesem Hashtag holt oder was auch immer man sich irgendwann mal zum Thema Hashtags ausdenkt. Vielleicht findet man die auch irgendwann doof und schmeißt den ganzen Mist weg. Alles kann, nichts muss. Momentan favorisiere ich sowohl aus Schreibersicht, als auch aus Lesersicht die Nutzung von Hashtags statt extern am Artikel klebender Tags. Die sind bei mir über die nunmehr 10 Jahre Blogging zu einer unwartbaren Mischung aus kategorienähnlicher Taxonomie und Einzelfallverschlagwortung herangewachsen; sehr unangenehm und ein Grund für mich, viele Sachen lieber mal schnell bei #Google+ reinzuschreiben. Mein nächstes Blogsystem muss also entweder von sich aus Hashtags auf diese Weise unterstützen oder eine Möglichkeit haben, dass ich mit einem Plugin vor dem Rendering noch mal über den Text gehen kann, um die Hashtags zu verarbeiten. Da sind etliche Blogsysteme schon mal raus.

Mal weg vom Content, das Thema ist zwar noch um einiges komplexer, aber das muss erst mal reichen. Reden wir über Codequalität. Wann immer ich in irgendwelchen Wordpress-Code, womöglich auch noch von Plugins oder Themes, reingucke, wird mir augenblicklich schlecht und ich verspüre den Drang, mich zu sofort waschen. Das kann es einfach nicht sein. Alleine der Umstand, dass Wordpress grundätzlich eine infame Mischung aus vom WYSIWYG-Editor mehr oder weniger erfolgreich zusammengezimmertem HTML-Code und den an sich genialen Shortcodes in der Datenbank speichert, gruselt mich schon. Aber viel ekelerregender finde ich die nach wie vor nicht behobene und schon immer unfassbar dämliche Designentscheidung, in der Datenbank immer und überall volle URLs mit Protokoll und Domain zu speichern. Wer um alles in der Welt denkt sich in welchem Zustand geistiger Umnachtung sowas aus? Und warum? Wenn man, etwa für die Syndizierung per RSS oder so, volle absolute URLs im Content braucht, kann man die doch immer noch ohne Weiteres beim Rendering vervollständigen. Und wenn das nur beim Content so wäre, das wär ja noch tragbar. Aber diese scheiß URLs sind überall in der Datenbank, inkl. mit serialize() serialisierten PHP-Arrays, die dafür sorgen, dass auch ein einfaches Search&Replace in der Datenbank (etwa bei einem Domainumzug) fast alle Configs zerstört. Warum nur serialisiert man PHP-Arrays für die Persistierung in einer Datenbank mit serialize()? Was spricht gegen JSON oder XML oder irgendwas, das nicht unfassbar mimosig direkt vollständig kaputt geht, wenn in der Persistierung mal ein Zeichen dazukommt oder wegfällt? Da kann ich mich wirklich leidenschaftlich drüber aufregen. Im Ergebnis kann man mit Wordpress faktisch keine Seite betreiben, die wahlweise mit oder ohne HTTPS genutzt werden können soll. Ich wiederhole mich, aber wer denkt sich bloß sowas aus?

Aber ich möchte gar nicht über Wordpress reden, das kommt für mich ohnehin nicht in Frage. Mein nächstes Blogsystem braucht keine fertigen Themes, sondern muss mir die volle Kontrolle über den ausgegebenen HTML-Code geben. Mit voller Kontrolle meine ich wirklich volle Kontrolle. Das System darf mich unterstützen, etwa mit CSS- und JavaScript-Zusammenfassern (und -Minimierern), die auch die CSS- und JavaScript-Dateien von eventuellen Plugins mit einschließen. Das ist in Wordpress passabel gelöst, inkl. einem simplen System zur Auflösung von Abhängigkeiten (jQuery zuerst, dann Plugins dafür, dann Theme-Code), sowas sollte ein modernes Blogsystem haben oder zumindest eine Schnittstelle anbieten, mit der man sowas leicht implementieren kann.

Randnotiz: Würde ich diesen Text mit Textile schreiben, würde der Ausschnitt da oben jetzt folgendermaßen aussehen und ich könnte nichts dagegen tun. Das ist der Grund, wieso ich die durch die Implizitheit entstehende Mehrdeutigkeit von Metasprachen für ein ernsthaftes Problem halte:

[…]CSS- und JavaScript-Zusammenfassern (und Minimierern), die auch die CSS und JavaScript-Dateien[…]

Jedenfalls muss mein nächstes Blogsystem mir die volle Kontrolle über meinen Code geben. Serendipity etwa ordnet sich da in meinen Augen zu sehr dem zugegeben super cool einfachen Themewechsel unter. Das brauche ich nicht, auch wenn das damals der ausschlaggebende Grund für mich war, zu Serendipity zu wechseln. Aber dadurch gibt es quasi einen gewissen Goldstandard, was den HTML-Output von Themes und Sidebar-Plugins angeht, der der vollen Quelltext-Kontrolle massiv im Weg steht. Ich habe das bei meinen eigenen Sidebar-Plugins dadurch zu kompensieren versucht, dass man pro Plugin mit einem einfachen Theming den Code anpassen kann, aber das ist irgendwie auch keine perfekte Lösung und ich war auch ziemlich alleine damit. Ich kann auf ein riesiges Plugin-Repository und vor allem Sidebar-Plugins allerdings im Gegenzug gut verzichten und bin auch da Freund von Eigeninitiative bzw. Weglassen. Weniger ist da echt mal mehr, wenn es um Blogs geht. Mein Blog wird vermutlich in Zukunft auch gar keine klassische Sidebar mehr haben, denn auch da gibt es frischere Ideen. Der Content braucht seinen exklusiven Raum, denn darum geht es ja in erster Linie.

Was mir gerade noch einfällt: Markdown kann gut mit Fußnoten, das sagt mir zu. Ich träume ja schon immer davon, mehr mit Fußnoten bzw. eigentlich lieber mit Randnotizen zu arbeiten. Mit Markdown lässt sich das abstrakt lösen und dann kann ja immer noch ein JavaScript daherkommen und die in einer Randspalte an der richtigen Stelle anzeigen. Und im Feed ist es einfach eine Fußnote oder je nach Inhalt auch eine Absatzendnote.

Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass mein nächstes Blogsystem ohne Datenbank auskommt und stattdessen Markdown-Dateien und dazugehörige Bilder in einer Ordnerstruktur ablegt. So wie Kirby CMS das macht. Solange ich einen komfortablen Editor dazu habe, brauche ich keine Datenbank. Die Frage ist halt, wie sowas in Sachen Suche performt. Also gar nicht mal nur, was konkrete Frontend-Suche durch Besucherinnen der Seite angeht, sondern auch so Sachen wie Tagwolken. Wobei ich keine Tagwolke haben will, aber Ihr wisst hoffentlich, worauf ich hinaus will, wenn Ihr bis hierher gelesen habt ;). Vielleicht will man ja mal eine Auflistung aller in letzter Zeit verlinkten YouTube-Videos in eine eigene Ansicht packen oder sowas.

Damit verbunden: Ich brauche im Backend eine Funktion, um den Überblick über externe Ressourcen zu behalten, allen voran externe Links. Da wäre es gut, wenn das System mir unter die Arme greifen würde und einen Linkchecker anbieten würde, der gerne als Cronjob von der Kommandozeile aus und in Häppchen arbeitet. Und der mich (aktiv oder auf einem Dashboard) warnt, wenn und wo defekte externe Ressourcen referenziert sind. Das wäre großartig!

Ghost kommt übrigens für mich nicht in Frage. Zum Einen, weil es vorne und hinten noch nicht fertig ist, noch lange nicht. Zum anderen bin ich nur mäßig begeistert von einem System, das nach ein paar Stunden jede Zusammenarbeit einstellt, sich nicht wieder wecken lässt und auf einem Software-Stack läuft, den ich nicht überblicke, so dass ich mir nicht mal selber helfen kann. Wenn bei einem PHP-System was kaputt ist, kann ich das finden und reparieren. Wenn so ein node.js-Ding einfach nicht mehr reagiert und auch ein Neustart nicht hilft, dann nervt mich das. Von der Anforderung, überhaupt erst mal einen geeigneten Hoster zu finden, mal ganz abgesehen. Das würde bei Uberspace ja immerhin schon mal funktionieren. Ich werde aber noch mal einen genaueren Blick auf Kirby werfen, wobei mir da der coole Editor mit Live-Preview und simplem Bilderhandling fehlt, auf letzteres kann ich dabei noch am ehesten verzichten. Aber Kirby hat schon mal seine klare Syntax für YouTube und Co. am Start, die auch erweiterbar ist und sich gut mit Markdown verträgt.

Wenn jemand Ideen hat, immer her damit.

P.S. Ach ja, Podcasts. Das wäre so ein Ding für eine andere Ansicht. Also letztlich müsste man einen extra Feed generieren, der sich aus Einträgen mit einer bestimmten Eigenschaft zusammensetzt (hier: ein gewisser Hashtag plus eine Datei eines bestimmten Typs = MP3-Feed einer Podcast-Publikation). Das ist noch lange kein Podlove Publisher, aber für den Hausgebrauch wär das schon mal ganz nett.


BitTorrent Sync als Dienst auf einem Windows-Server

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Ich teste gerade BitTorrent Sync als cloudfreie Synchronisationslösung für Daten auf mehreren lokalen Rechnern, bei denen ein bestimmter Ordner auch offline zur Verfügung stehen muss. Konkret geht es darum, dass die Dateien zu wichtig sind, als dass ich sie nur auf dem #Homeserver ablegen möchte. Zudem ist einer der Rechner ein Laptop, der gelegentlich auch außer Haus zum Einsatz kommt. Dann sollen die Daten dabei sein, sich aber automatisch mit dem Homeserver und dem Desktop abgleichen, wenn Gelegenheit dazu ist. Clouddienste wie #Dropbox kommen für diese Daten aus mehreren Gründen prinzipiell nicht in Frage, vorzugsweise verlassen sie das lokale Netzwerk nie und wenn, dann nur stark verschlüsselt. Zudem sind die mitunter einfach zu unhandlich, um in einer #Cloud abgelegt zu werden und das ist auch gar nicht nötig, vom Vertrauensproblem völlig abgesehen.

Da bietet sich also #BitTorrent Sync an: Es bemerkt, wenn die Gegenstellen lokal erreichbar sind und vermeidet in dem Fall den Umweg über das Internet. Zudem ist es simpel wie Hund und scheint einfach zu funktionieren. Das will ich sehen. Leider spielt da noch ein Windows Server mit, an dem normalerweise niemand angemeldet ist und BitTorrent Sync bietet von sich aus nicht an, sich als Windows-Dienst zu installieren. Nach ein wenig Recherche bin ich auf mehrere Lösungen gestoßen. Man kann einen Geplanten Task anlegen und bei Systemstart laufen lassen, aber das hat erstens bei einem schnellen Test nicht funktioniert und zweitens gibt es dann außer dem Task-Manager keine Möglichkeit, das Programm zu schließen, etwa wenn man es interaktiv starten möchte, um die Einstellungen zu ändern. Dann wird oft vorgeschlagen, mit fummeligen Tools aus dem Windows Server 2003 Resource Kit zu hantieren, das gefiel mir aber nur so mittelmäßig. Bei weiterscrollen bin ich auf eine charmantere Lösung gestoßen, um BitTorrent Sync als #Windows-Dienst laufen zu lassen: NSSM - the Non-Sucking Service Manager. Allein der Name macht mir schon Freude, aber die Einrichtung des Dienstes gefällt mir noch besser:

  1. BitTorrent Sync normal installieren und nach Wunsch einrichten, die Synchronisation sollte sofort loslaufen und die Logdatei sich füllen. Wenn das läuft, deaktivieren wir die Option, dass das Programm beim Systemstart automatisch startet, das würde für lästige Konflikte sorgen. Nun schließen wir das Programm wieder komplett.

  2. NSSM herunterladen und die im ZIP-Archiv enthaltene nssm.exe irgendwo ablegen, vorzugsweise in das Programmverzeichnis von BitTorrent Sync, auf einem Windows Home Server ist das normalerweise C:\Program Files (x86)\BitTorrent Sync.

  3. Jetzt brauchen wir eine Administrator-Eingabeaufforderung in diesem Verzeichnis, in der wir folgenden Befehl eingeben: nssm install BTSync. Das startet die GUI von #NSSM, wo wir alles so lassen wie es ist und einfach den Pfad zur BTSync.exe auswählen. Bestätigen und wir haben einen Windows-Dienst mit dem Namen BTSync.

  4. Nun bequemen wir uns in die Windows-Diensteverwaltung, stellen unseren neuen Dienst auf automatischen Start. Nun sind wir nach einigen Anleitungen im Netz fertig und können den Dienst erstmalig manuell starten, aber das stimmt nicht: Wir dürfen nicht vergessen, vor dem erstmaligen Start den Dienst so einzustellen, dass er unter dem Benutzerkonto läuft, das wir für die Installation und die Konfiguration verwendet haben und in Zukunft verwenden werden. Das machen wir im Tab "Anmelden" in den Eigenschaften des Dienstes. Vergessen wir dieses kleine Detail, findet BitTorrent Sync seine Konfiguration nicht und startet in der Standardkonfiguration.

  5. Die Logdatei von BitTorrent Sync finden wir übrigens im Unterverzeichnis AppData\Roaming\BitTorrent Sync unseres Benutzerverzeichnisses, dort können wir die korrekte Funktion nachvollziehen, wenn wir nicht einfach der Synchronisation beim Funktionieren zusehen.

Abschließend noch ein paar Worte zur Vertrauenslage bei BitTorrent Sync: Das Programm ist nicht quelloffen, wir müssen den Entwicklern also vertrauen, dass sie alles sauber implementiert und keine absichtlichen und unabsichtlichen Hintertüren eingebaut haben. Das wäre halb so wild, wenn wir dem Programm den Kontakt mit dem Internet abgewöhnen könnten, wenn wir es nur lokal verwenden. So schreit es immer die Sync-ID in das Peer-2-Peer-Netz rein und wartet auf passende Gegenstellen. Das ist praktisch, wenn wir über das Internet synchronisieren wollen, aber 100% wohl ist mir damit nicht. Wenn jemand eine Sicherheitslücke findet, kommt er oder sie an die übertragenen Daten oder noch schlimmer an alle Daten im Sync-Ordner oder noch schlimmer kann den Rechner mit den Rechten des ausführenden Benutzers angreifen. Diese Probleme gibt es immer, wenn man Serverdienste im Internet anbietet, das ist kein spezifisches Problem von BitTorrent Sync. Aber besonders schützenswerte Daten würde ich dem Programm nicht anvertrauen wollen und auf besonders zu schützenden Windows-Servern würde ich es auch gar nicht erst installieren. Wenn man seine Musik, Urlaubsbilder und Seriensammlung zwischen Standorten synchronisieren möchte, spricht aber nicht viel gegen das Programm. Mir wäre aber wesentlich wohler, wenn ich dem Programm den Kontakt zum Internet abgewöhnen und es rein lokal benutzen könnte.

Flattr ist geil, hat aber in meinen Augen ein großes Datenschutzproblem

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Ich bin flattr-Nutzer der allerersten Stunde. Ich war mehr oder weniger zufällig1 anwesend, als Peter Sunde das Projekt auf der re:publica barfuß einem staunenden Publikum vorstellte und war sofort begeistert von der Idee: Ich räume einen festen Betrag für Spenden ein und was ich so like, bekommt von diesem Kuchen einen gleichmäßigen Anteil ab. Bestechend einfach, bestechend elegant. Seit Beginn des Ganzen werfe ich also monatlich 10€ in den Topf. Der verteilt sich momentan auf 16 Abos und im Durchschnitt 0,5 dynamische Ziele, so dass jeder etwa 60ct monatlich bekommt. Meine Subscriptions bestehen dabei aus Podcasts (NSFW, CRE, Alternativlos, Küchenradio, Working Draft, Skeptoid), ein paar Blogs und Nachrichtensachen (golem.de, XKCD, cashy, Udo Vetter, Postillon) und Lobbyorganisationen im weiteren Sinne (Hanfverband, Podlove, Digiges und Netzpolitik). Die Lobbyorganisationen im weiteren Sinne sind nur statementhalber dabei, weil ich in der Regel deutlich mehr als die 7,20€ im Jahr direkt spende oder gespendet habe, aber dieses Statement ist mir wichtig und regelmäßiges Kleinvieh, ihr wisst ja.

Was ist nun das Problem? Abseits von diesen Abos haben sich bei mir im Alltag genau zwei Möglichkeiten herauskristallisiert, wie ich flattr-Klicks verteile: Wenn ich bei #Twitter einen meiner seltenen Favs raustue, wirft IFTTT einen flattr-Klick in den Hut der betreffenden Twitter-Userin (der Umweg über das famose #IFTTT ist nötig, weil, wenn ich mich recht erinnere, Twitter den direkten Weg verboten hat). Gerade sehe ich, dass ich auch automatisch flattere, wenn ich bei #YouTube etwas like, aber das holen sich die meisten Youtuber offenbar nicht ab. Theoreisch würde auch ein flattr-Klick erzeugt, wenn ich bei #Github irgendwas like, aber das kommt im Grunde nie vor. Und die anderen verknüpfbaren Dienste benutze ich nicht aktiv.

Ich klicke aber niemals nimmer auf flattr-Buttons, was einen guten Grund hat: Meine paranoid eingestellte Widget-Filterung mit #Ghostery filtert die einfach weg. Und wenn mal jemand, wie ich das aus gutem Grund mache, statt des Widgets einen einfachen Link auf seiner Seite hat, nehme ich den scheinbar nicht wahr oder bin auf dem Handy unterwegs, wo ich nicht eingeloggt bin und auch zu faul bin, mein Passwort rauszusuchen. Im Ergebnis findet #flattr bei mir also lediglich als Abo und automatisiert statt. Das ist blöd, weil es dem Erfolg im Weg steht. Es ist schon vorgekommen, dass ich so lange nicht an flattr gedacht habe, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass mein Spendenkonto leer gelaufen ist. Wobei, noch viel schlimmer: Ich habe sogar das flattr-T-Shirt getragen und nicht daran gedacht, mal zu schauen, was mit meinen Spenden so geht. Andererseits ist das auch cool, denn so wird der Spendenakt zum No-Brainer und so soll es ja auch sein: Das Geld ist gebucht, nur die Verteilung steht aus.

Was ich flattr aber von Anfang an vorwerfe, ist ihr datensammelndes Widget. Ich möchte einfach nicht, dass flattr ständig mitbekommt, welche Seiten ich besuche und ich möchte im Umkehrschluss auch nicht, dass flattr mitbekommt, wer meine Seite denn alles so besucht. Die Social-Media-Widgets sind ja wegen des Datenschutzproblems sowieso alle des Teufels und gehören verboten und ich finde es zum Kotzen, dass so ein cooler Dienst wie flattr da mit macht. Nebenbei verlinkt: Ein paar Zahlen, wie viel oder besser wie wenig die Dinger im Allgemeinen geklickt werden (im Ergebnis: Weglassen, sind für den Po).

Wenn ich so recht darüber nachdenke: Wenn man flattr-Klicks haben möchte, sollte man gut sichtbar einen Link anbringen, vorzugsweise direkt ans Ende des Artikels und in der richtigen Formulierungsbalance aus Aufforderung und Unaufdringlichkeit. Einige Podcast-Clients können auch flattern, das ist auch eine prima Möglichkeit.

Was aber in meinen Augen dringend fehlt, ist eine funktionierende flattr-App für #Android. Eine, wo ich immer eingeloggt bin und die Links auf flattr aufgreifen kann, wenn ich sie im Browser oder Feedreader anklicke oder an sie schicke. Zudem müsste sie die flattr-QR-Codes für echte Dinge (die ich in der Realität noch niemals gesehen habe) scannen können bzw. sich anbieten, wenn ich sie mit dem QR-Scanner scanne. Das reicht mir schon. Es kommt mindestens einmal im Monat vor, dass ich etwas flattern möchte, aber gerade mobil unterwegs bin und zu faul, mich einzuloggen. Flattr soll ein No-Brainer sein, dazu muss es aber auch ein No-Brainer sein. Und wenn ich mich erst einloggen muss, ist es schon kein No-Brainer mehr.

Und wo wir gerade am Rumspinnen sind: Wie wäre es mit einer Chrome/Opera/Firefox-Erweiterung, die scannt, ob die gerade angezeigte Seite einen flattr-Link oder ein Widget enthält und dann zentral eine Lampe anmacht, dass ich das Ding da flattern kann; genau dafür gibt es übrigens die rel="payment" Spezifikation). Wenn ich lange lese, kann da gerne auch eine unaufdringliche und abschaltbare Benachrichtigung erscheinen, die mir die Flatterbarkeit noch mal in Erinnerung ruft. Und wenn es mehrere Dinge zu flattern gibt, will ich eine Auswahlliste sehen oder dass die Erweiterung mir die hervorhebt oder was auch immer. So eine Erweiterung wäre cool.

Die offizielle flattr-Erweiterung unterstützt angeblich die rel="payment" Spezifikation, aber im Quellcode habe ich auf die Schnelle davon nichts gesehen, sondern stattdessen einen AJAX-Request für jede besuchte Seite, der bei flattr nachschaut, ob die URL der Seite als Thing eingetragen ist. Das ist so dermaßen falsch, dass ich aus dem Staunen gar nicht herauskomme. Da wird ernsthaft jede von mir besuchte Seite, ob mit flattr-Button oder ohne, an flattr übertragen? Haben die den Arsch offen? Warum steht davon nichts in der Beschreibung der Erweiterung? Das ist Minus-Vertrauen wie es im Buche steht und das werde ich in meiner Vorlesung auch direkt mal als Negativbeispiel aufnehmen.

Aber von der Datenschutzproblematik abgesehen bin ich nachwievor großer Fan von flattr und der Idee dahinter. So kann ich Leuten, die mir mit viel Freizeiteinsatz tolle Sachen bringen, zumindest ein paar Groschen in den Hut werfen. Dabei geht es mir um die Wertschätzung und gar nicht so sehr um die paar Cent, die da zusammen kommen.

P.S. Übrigens habe ich ich die taz noch nie geflattert. Zum Einen mag ich deren süffisante Schreibe und den darin enthaltenen ideologisch gefärbten Unterton überhaupt nicht und das mich beim Lesen super störende Gendering tut sein Übriges. Zum Anderen zeigt die taz aber auch beispielhaft, wie man seine Besucher mit aufdringlichem Spendenansaugen auf die Nerven gehen kann. Die paar Texte auf taz.de, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, mochte ich jedenfalls allesamt nicht und in dieser Stimmung geht mir das jammernde flattr-Button-vor-die-Nase-halten einfach nur total auf den Sack. Was ist das eigentlich mit der taz und ihrem Bettlernimbus? Das habe ich noch nie wirklich verstanden. Die taz war in meinem Elternhaus schon immer vorhanden und ich konnte sie zu keinem Zeitpunkt meiner Entwicklung ertragen, nicht mal in meiner einigermaßen links gefärbten Phase in der Oberstufe. Aber das ist ein ganz anderes Thema.


  1. Zufall war, dass ich auf dieser re:publica war, wo Peter Sunde flattr vorgestellt hat. Kein Zufall war, dass ich ich den Vortrag gesehen habe, denn der war neben Sascha Lobos Keynote und dem Vortrag von Götz W. Werner zum Grundeinkommen der dritte Vortrag, den ich schon im Vorfeld unbedingt sehen wollte. Insofern fiel seine Idee auf fruchtbaren Boden bei mir. 

Eine klare Definition für Hashtags muss her

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Ich bin großer Fan von #Hashtags zur Verknüpfung von Stichworten innerhalb und außerhalb eines gegebenen Kontextes, auch und gerade in Blogs und auf anderen textlich ausufernden Websites1. Seit einiger Zeit befülle ich meine Blogeinträge bereits mit Hashtags, die ich aber noch gar nicht auswerte.2

Nun haben Hashtags ein großes Problem und das sind Begriffe, die aus mehreren Wörtern bestehen. Ein einzelnes Wort mit einem Hash davor ist ja einfach als Hashtag zu identifizieren. Aber wie gehen wir mit komplexeren Sachverhalten um? Hört ein Hashtag an einem Bindestreich auf oder nicht? Wie bekommt man zwei Wörter, die einen Begriff bilden, in ein gemeinsames Hashtag? Was ist mit den lästigen Fällen oder Mehrzahlen von Begriffen? Die Lösung kann ja nicht sein, dass man immer so schreibt, dass sich ein sauberes Hashtag ergibt. Das geht bei Twitter, aber anderswo nervt das total, wenn das Genitiv-s mit einem Leerzeichen abgetrennt ist oder wegfällt. Meines Wissens nach gibt es da keine klare Regelung.

Beim Usecase #Twitter ist die Sache einfach, weil der Kontext da ein anderer ist und wegen der Abkürzerei sowieso ständig grammatikalisch fragwürdige Konstruktionen entstehen. In HTML selber ist das auch weniger ein Problem, weil man das Hashtag da entweder einfach verlinkt, wie man will oder einfach keine Hashtags benutzt. Aber in einem Blog? Oder sonstwo, wo Markdown geschrieben wird?

Ich schlage da einfach vor, folgende Syntax zu verwenden:

Die Würde des #Hashtags ist unantastbar

#BitTorrent Sync ist was anderes als #BitTorrent

Twitter-konform (ein - beendet normalerweise das Hashtag):
  #YouTube-Videos, aber #do-not-track
oder beim Leerzeichen ist Schluss (sehe ich auch gelegentlich):
  #YouTube-Videos, aber #do-not-track
deswegen besser ohne Interpretationsspielraum:
  #YouTube-Videos, aber #do-not-track

Das liest sich auf den ersten Blick irritierend und setzt noch mehr Voraus, dass der Leser mit dem Konzept von Hashtags vertraut ist, um zu verstehen, was das soll. Aber: Das wird ja noch gerendert und im resultierenden HTML fallen die Klammern weg und stattdessen ist der darin befindliche Text verlinkt, etwa auf eine Suche nach diesem Hashtag. Das ist dann zwar irgendwie mehr oder weniger merkwürdig hervorgehoben, aber eben ohne nervige Klammern und eben genau das Hashtag, nach dem gesucht werden kann. Vielleicht schmeißt das Rendering die sogar samt # weg und macht eine Reihe von Links unter den Text oder was auch immer man sich ausdenkt, der Content ist jedenfalls recht klar abstrahiert und die Hashtags können ihrer Funktion nachkommen. Das muss ich demnächst mal ausprobieren, wenn ich mein Blog auf eine neue technische Basis stelle.

Kommentare dazu bitte auf den üblichen Kanälen.


  1. Ich hatte das Hashtag-Konzept in Kombination mit einer gepflegten Taxonomie für den Relaunch der Website meiner Hochschule vorgeschlagen, das wäre in meinen Augen wegen der schon für Redakteure kaum noch überschaubaren Contentmassen ein äußerst pragmatischer Ansatz. Hier kommt es wegen unzähliger voneinander unabhängiger Autoren häufiger dazu, dass sich Inhalte in unterschiedlichen Ausprägungen um das gleiche Problem kümmern und nichts voneinander wissen (und deswegen auch nicht verlinkt werden). Zumindest würde ich das gerne mal in so einem Ausmaß testen. Das Hashtag würde dann einfach eine Suche nach dem Begriff auslösen und thematisch verwandte Fundstellen aufzeigen. Etwa wenn man etwas zu den Themen Bewerbung oder Thesis sucht. Mein Vorschlag traf im zuständigen Gremium auf keine Unterstützer, wenn ich mich recht erinnere. 

  2. Also nicht wundern, wenn momentan (Juni 2014) hier im Blog funktionslose Hashtags auftauchen: Ist schon mal für später. 

Mobile Websites sind für den Arsch, ein weiteres Fallbeispiel

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Ich bin ja schon seit WAP-Zeiten der Meinung, dass mobile Websites nett gemeint sein mögen, aber in den meisten Fällen letztlich aus Besuchersicht für den Arsch sind. Mein Lieblingsbeispiel war bislang die Website einer Bekleidungsmarke mit eigenen Läden und Shop-in-Shop-Ecken in Kaufhäusern. Irgendwann stand ich im Keller bei P&C und suchte die nächste Verkaufsstelle dieser Marke, meine erste Anlaufstelle war – aus leidiger Erfahrung mit sehr unvollständigen und auch sehr unaktuellen Einträgen bei Google Maps – die Website dieser Marke. Die erkannte mein Mobilgerät und leitete mich ungefragt und ohne Rückweg auf die Mobilseite um, der aber der Filialfinder fehlte. Ich weiß nicht, welche wohlmeinende Entscheiderin da an der Macht war, aber sie war offenbar zu dem Schluss gekommen, dass jemand, der mobil auf ihre Website zugreift, kein Interesse daran hat, die nächste Verkaufsstelle zu finden, sondern lieber den heißesten Scheiß aus dem Sale sehen möchte.

Daraus leite ich seitdem für meine Studierenden – in meinen Augen recht plakativ – ab, dass man nicht mit halbem Ohr auf irgendwelche Berater hören sollte, die man auf der #DMEXCO getroffen hat und mit denen mal Bullshit-Bingo gespielt hat ("Wie, ihr habt noch keine #mobile1 Website? Was Euch da an Kontakten verloren geht!!"). Sondern dass man vielleicht ein paar Minuten eigenen Denkens investieren oder gar methodisch sauber herausfinden sollte, was die Nutzerinnen so sehen wollen. Oder, man kann es gar nicht oft genug sagen, einfach mal aufhört, aus irgendwelchen Launen heraus irgendwelche Annahmen in den Raum zu stellen. Keinesfalls sollte man Leute aber zwangsumleiten und ihnen den Rückweg auf die normale Website verwehren. Eine funktionseingeschränkte mobile Website ist kein Ersatz für eine normale Website, die sich auf halbwegs gut ausgestatteten Mobilgeräten halbwegs passabel benutzen lässt (das beinhaltet meistens, aber nicht zwingend, dass sie #responsive gestaltet ist). Das Problem geht ja noch viel tiefer, ich denke da an mein Windows 8 Touchgerät mit Full-HD-Auflösung, auf dem ich ganz oft Menüs nicht bedienen kann, ohne es zurück in den Notebookmodus zu klappen. Hört mit Euren naiven Annahmen auf, irgendwas sei irgendwie. Macht Websites, die davon ausgehen, dass auch krude Dinge vorkommen und die diese Unsicherheit entsprechend berücksichtigen.

Seit heute habe ich ein neues Beispiel für nett gemeinte, aber im Ergebnis super nervige Mobilumleitungen: Die #Rheinbahn. Unwetterbedingt war mir heute morgen nicht ganz klar, wie ich in die Hochschule komme. Also habe ich auf dem Handy schnell mal nachgesehen, was die Verkehrsinfoseite der Rheinbahn zu sagen hat. Natürlich lande ich auf der funktionsbeschränkten Mobilseite mit dem Charme einer WAP-Anwendung, aber auch da gibt es einen Menüpunkt "Verkehrsinfo". Da ist, schön nach Linien sortiert, auch einiges an Störungen zu finden. Die 706 ist nicht dabei. Zur Sicherheit lasse ich mir auf der Website des #VRR noch mal die Verbindung anzeigen, dort sind keine Unregelmäßigkeiten genannt. Eine knappe halbe Stunde Wartezeit später gebe ich auf und erfahre, dass auf der normalen Website der Rheinbahn eine große Infoseite zur Unwetterproblematik zu finden ist, auf der steht, dass einfach gar keine Straßenbahnen fahren. Warum steht das nicht auf der mobilen Verkehrsinfoseite? Warum gibt es diese spezielle und gerade aktut superwichtige Infoseite nicht auf der ungefragt umgeleiteten Mobilversion? Warum zeigt mir die Fahrplanauskunft keine Unregelmäßigkeiten an? Warum hat meine Haltestelle keine Anzeigetafel? Warum muss man scheinbar Sekundärquellen konsultieren (#RPOnline zum Beispiel), um von so wichtigen Infos wie einem komplett eingestellten Straßenbahnverkehr zu erfahren? Sowas nervt mich total.

Das Problem entsteht nach meinem Verständnis übrigens bereits bei der Entscheidung zur Umsetzung der mobilen Seite. Die wird offensichtlich automatisiert beschickt und deswegen von der Redaktion unter Stress schlicht vergessen. Jemand hat beschlossen, angesichts der Ausnahmesituation eine spezielle Themenseite aufzusetzen, um die Besucher möglichst gut auf dem Laufenden zu halten. Dazu wird auf der Startseite der normalen Website ein "Störer" platziert, damit auch niemand diese Seite übersieht. Das ist eine gute Idee an sich. Nur leider sollte das nicht bedeuten, dass die automatisiert beschickten Kanäle nicht mehr beschickt werden. Offensichtlich wusste das Fahrinfo-System nichts von den großflächigen Ausfällen und hat deswegen auf der Verkehrsinfoseite keine Infos anzeigen können, sondern eben nur die bereits vorher planmäßig im System erfassten. Und denen, die alle Hände voll zu tun haben, um die spezielle Infoseite aktuell zu halten, war scheinbar gar nicht bewusst, dass diese Informationen dann an der eigentlich dafür vorgesehenen Infrastruktur vorbei verbreitet werden. Aus deren Sicht haben die die Infos ja vollständig und gut eingepflegt. Aber es macht eben einen Unterschied, ob man einen Zettel an die Tür hängt oder eine Rundmail schreibt.

Ein anderes gutes und verwandtes Fallbeispiel sind Nachrichtenkategorien. Nehmen wir mal den Modellfall an, dass im Nachrichtensystem einer Hochschule verschiedene Nachrichtenkategorien bestehen, die in verschiedenen Kanälen ausgespielt werden. Etwa eine spezielle Kategorie für Termin- und Raumänderungen und eine Kategorie für allgemeine Ankündigungen. Auf der Startseite der Website werden die Nachrichten gemeinsam chronologisch ausgespielt, aber die Termin- und Raumänderungen lassen sich gesondert per RSS abonnieren, werden getrennt und andersartig auf den Infoscreens angezeigt und sie werden automatisch zu Twitter gepusht. Zudem werden sie in einer mobilen Webapplikation gesondert gehandhabt. Diese Nachrichten sind für die Studierenden von essentieller Wichtigkeit, weil sie darüber entscheiden, ob man sich früh aus dem Bett quälen muss oder nicht (oder bei den Superstudierenden dieser Hochschule: welche der doppelt belegten Veranstaltungen man besucht). Aus Sicht der Redakteurinnen sind beides Nachrichten, die sich in ihrem Erfahrungshorizont "Website" gleich anfühlen. Wenn diesen Redakteurinnen gar nicht bewusst ist, in welchen Kanälen die Nachrichten zusätzlich landen bzw. nicht landen, werden sie sie auch nicht gesondert handhaben. Da kann man noch so oft Handbücher schreiben und Regeln aufstellen, wie die Nachrichten zu texten sind, bei Twitter wird man trotzdem Nachrichten vom Typ "Ausfall Prof. Musterfrau" vorfinden. Wann? Welche Veranstaltungen? Man weiß es nicht. Im Haupttext der Nachricht steht das alles, aber der taucht in den meisten Kanälen nicht auf. Eine möglich Lösung ist es, einen der Infoscreens in die betreffende Redaktion zu hängen, den Erfahrungshorizont also durch physische Präsenz zu erweitern. Eine andere ist es, solche Nachrichten gebetsmühlenartig zu bemängeln. Das gilt übrigens auch die die korrekte Kategorisierung, ein Ausfall ist eben ein Ausfall und keine Ankündigung, zumindest wenn man sich darauf geeinigt hat, was man tun sollte. Ein Handbuch schadet also auch nicht, selbst wenn das niemand liest. Dazu dann ein Cheatsheet für hinter den Monitor und man kann seine Hände in Unschuld waschen. Oder auch nicht, je nachdem, ob man ein Schuhanzieher ist oder nicht.

Zurück zu den mobilen Websites. Da habe ich eine einfache Faustregel: Bleiben lassen und eine ordentliche responsive Seite gestalten. Oder, wenn es im Einzelfall Sinn ergibt, eine wirklich minimalistische Vorschaltseite mit den mobil nötigsten Infos einbauen und einen großen Button weiter die responsive Hauptseite zugänglich machen. Bei einem meiner Kunden haben wir das so gelöst, dass wir Adresse, Öffnungszeiten, Parkhausinfos, die Haltestelle und (korrekt verlinkte!) Kontaktdaten bei erkannten Mobilgeräten auf einer Vorschaltseite zusammenfassen und danach geht es mit einem großen Button zur normalen Website, die alle Informationen enthält und der Nutzerin nichts wohlmeinend vorenthält. Bei der Rheinbahn ist das jetzt offenbar in der Hektik übersehen worden, aber eigentlich machen die es auch schon richtig: Die Mobilseite hat einen Link zur normalen Website und enthält sonst nur automatisiert erstellte Inhalte und nichts stiefmütterlich behandeltes Redaktionelles. Da muss dann halt nur noch sicher gestellt werden, dass die automatisierten Systeme auch korrekt gefüttert und nicht wohlmeinend umgangen werden. So für den Arsch sind mobile Websites nämlich gar nicht, in dem Fall sind sie durchaus nützlich, wenn sie denn redaktionell funktionieren, wenn es mal drauf ankommt.


  1. Das ist ein gutes Beispiel, wie man Hashtags nicht benutzen sollte. Ich wollte das englische mobile verhashtaggen, hatte aber nur das deutsche mobile zur Hand. Im Ergebnis ist das egal, aber beim drüberlesen wird das im Zweifel verwirrend sein. Andererseits sagen Berater-Bullshitter ja auch gar nicht mobile Website (mit deutschem mobile), sondern mobile Website (mit englisch ausgesprochenem mobile), auch wenn das im Satzkontext holprig kling, denn es klingt einfach mehr nach Puls der Zeit. Nur so am Rande erwähnt. 

Ein Zwischenfazit zu Mario Kart 8

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Mein Kumpel Micha hat ein paar Zeilen zu Mario Kart 8 geschrieben, die ich so erstmal teile, aber natürlich will ich Euch nicht ein paar eigene Gedanken dazu vorenthalten.

Lange hats gedauert

Das letzte Mario Kart für eine stationäre Konsole erschien 2008 für die #Wii und hat mich, wie seine Vorgänger, ungezählte schöne Stunden bespaßt. Als #Nintendo mit der #Wii U um die Ecke kam, war dann weit und breit kein neues #Mario Kart in Sicht. Das war ein guter Grund für mich, keine Wii U zu kaufen, denn eine Nintendo-Konsole ohne Mario Kart ist irgendwie witzlos. Dass wir trotzdem schon vor dem Erscheinungstermin vom neuen Mario Kart eine gekauft haben, war dann auch eher ungewöhnlich. Wie auch immer, es wundert mich nicht, dass die Wii U sich derart schlecht verkauft, wenn sich Nintendo so lange Zeit mit #Mario Kart 8 lässt. Ich bin mir auch sicher: Wenn Mario Kart mal scheiße ist, geht Nintendo unter. Aber jetzt ist es ja da und die Zeit für den Untergang Nintendos ist noch nicht gekommen.

Quälende Ladezeiten

Die von Micha erwähnten Ladezeiten sind mir in der Tat auch schon sehr negativ aufgefallen. Das gilt aber auch für andere Wii-U-Spiele wie Donkey Kong Country. In Zeiten von SSDs bin ich einfach zu ungeduldig geworden und schaue einfach nicht gerne auf langweilig animierte Ladebildschirme. Das nervt vor jedem Rennen.

Steuerung

Die Steuerung gefällt mir insgesamt sehr gut, aber irgendwie vermisse ich echte Unterschiede zwischen den Fahrzeugen. Die haben auf dem Papier völlig unterschiedliche Charakteristiken, aber fahren sich fast alle ziemlich ähnlich. Ähnlich gut übrigens. Einige Moppets driften wie gewohnt viel viel zu scharf ein, aber mit allen anderen Fahrzeugen bin ich auf Anhieb fantastisch klar gekommen. Mit Nunchuck natürlich. Ich habe keine Ahnung, wie man mit dieser unfassbaren Bewegungssteuerung kontrolliert fahren soll. Auf der Wii wurde ich online manchmal von Leuten mit Lenkradsymbol übelst zersägt und ich frage mich bis heute, wie die das hinbekommen. Die Bewegungssteuerung bedeutet für mich vollständigen Kontrollverlust. Mit Nunchuck hingegen liege ich lässig auf dem Sofa und kann sogar beim Fahren Rosinen aus dem Studentenfutter picken, wenn es gerade mal locker zugeht (also immer im 50er Cup). Eine wirklich gute Idee war es, dass es wieder nur noch einen Driftmodus gibt und nicht mehr die erzwungene Auswahl zwischen von-alleine-wie-auf-Schienen-fahren und ohne-Driften-kommt-man-um-keine-Kurve-rum. Das ist einsteigerfreundlich, denn meiner Erfahrung nach trauen sich viele Leute nicht, die Automatik auszuschalten und fahren deswegen immer nur mit den langweiligen Stützrädern der Automatik.

50er Cup meiden

Apropos langweilig: Wie immer habe ich mit dem 50er Cup begonnen, weil ich ja alles der Reihe nach freispielen will. Der ist diesmal aber derart langweilig geraten, dass ich mir schon ernsthafte Sorgen gemacht habe, dass das so bleibt. Die mitunter fantastischen neuen Strecken entfalten erst ab dem 100er Cup ihre Schönheit. Im 50er bin ich die ganze Zeit alleine vor mich hin getuckert, gelegentlich kam mal ein blauer Panzer vorbei. Gähn. Im 100er Cup bekommen die Computergegner dagegen plötzlich Feuer. Nicht, dass ich dann nicht immer noch fast alle Rennen souverän gewinnen würde, aber ich konnte schon einen Vorgeschmack auf das bekommen, was mich im 150er Cup erwartet. Die KI nimmt konsequent Abkürzungen, nutzt ihre Extras schlau und fährt teilweise beängstigend schnell, sehr gerne in meinem Windschatten. Gut so.

Rubberbanding

Im Test bei golem.de stand, dass das Rubberbanding jetzt viel fairer zugeht, die Extraverteilung vor allem nicht so unfassbar viele blaue Panzer spendiert. Das stimmt. Sorgt aber leider dafür, dass man vorne jetzt nicht mal mehr Bananen bekommt, sondern meistens bloß diese elende Münzniete. Trotzdem stimme ich Micha zu, dass das Rubberbanding wirkungsvoll verhindert, dass man sich einen ordentlichen und verdienten Vorsprung herausfahren kann. Das ist aber sowieso egal, weil es keine Zeitanzeige mehr gibt, auch nicht nach dem Rennen. Das finde ich schon schade, andererseits sorgt das auch für weniger Frust bei schwächeren Mitspielern. Super bescheuert ist, dass die Karte der Strecke nur noch auf dem Wii U Controller angezeigt wird und zudem auch noch nutzlos und hässlich geraten ist. Das ist wirklich sehr ätzend und auch total unverständlich. Die Karte ist schon wichtig.

Highlights? Naja…

Dafür gibt es jetzt diese aufdringlichen Highlights. Ich weiß nicht, was sich Nintendo da erträumt, aber ich werde wohl eher nicht den einen superduper Abschuss mit einem Grünen Panzer über Bande kurz vor dem Zieleinlauf in diesem ominösen #Miiverse teilen. Was soll der Unsinn? Dafür wurde so ziemlich alles andere gestrichen. Keine nutzbare Karte, keine Zeitanzeige, keine Optionen, einfach ein Menü, ein paar Spielmodi, fertig. Reicht, aber kommt bei mir merkwürdig nackt rüber. Andererseits kann man die Teile an seinem Kart tauschen. Wozu ist mir nicht so recht klar geworden, aber es sieht lustig aus.

Charaktere

Was sich Nintenso bei den Charakteren gedacht hat, ist mir ein viel größeres Rätsel. Was soll das mit den ganzen Koopas? Und so sind die vielen anderen Fahrer hin? Das Fahrerfeld wirkt so irgendwie unangenehm steril. Immerhin sind Roy und Morton cool, weil sie coole Namen haben und lustig aussehen. Aber in ihrer Gesamtzahl sind die ganzen Koobas total bescheuert. Und Rosagold-Peach ist total gruselig.

Fazit

Und insgesamt? Ab dem 100er Cup ist das gute alte Mario Kart Feeling wieder da, das mit den schwitzenden Händen am Controller der Wahl. Und die Strecken sind brauchbar bis fantastisch. Das ist alles, was zählt. Schade finde ich, wie bei allen Vorgängern, dass es nur 16 alte Strecken gibt und es in meinen Augen weit größere Klassiker gab, als da in der Auswahl stecken. Es wäre so geil, wenn bei jedem neuen Mario Kart alle oder wenigstens deutlich mehr alte Strecken enthalten wären, gerne auch als DLC, dafür würde ich sofort eine Summe bezahlen, die ich lieber nicht nenne, um niemanden auf dumme Gedanken zu bringen.

Mario Kart FTW oder auch: Mario Kart 8 ist der Systemseller, auf den Nintendo dringend angewiesen ist. Lange hats gedauert.

Nachtrag 19.06.2014: Dieses Rubberbanding regt mich im Singleplayer unglaublich auf. Es gibt weniger blaue Panzer als früher, immerhin, aber wenn man etwas freispielen möchte und nur Computergegner hat, die im 150er schon recht flott unterwegs sind, dann nervt es einfach total, wenn man in der letzten Runde übelst zugerichtet wird und dann als 6. oder 7. Bananen bekommt. Was soll der Unsinn? Rubberbanding ist für frustrierte menschliche Mitspieler gedacht, nicht für sowieso gute Computergegner. Und wieso profitiere ich nicht davon, wenn ich böse durchgereicht werde?

Leute, die anderen mangelnde Geschlechterausgeglichenheit vorwerfen

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Bei Twitter begegnete mir in letzter Zeit schon mehrfach eine als Vorwurf formulierte Zahl, die ich ich nicht unkommentiert stehen lassen kann: Die #Krautreporter setzen sich zusammen aus 6 Frauen und 22 Männern, alle sind weiß.

Ernsthaft: Was ist Euer Problem? Da schließt sich ein Zirkel von Journalistinnen und Journalisten zusammen, die sich scheinbar irgendwie kennen und gegenseitig so weit vertrauen, dass sie sich an so ein Projekt heranwagen. Die Idee ist, dass die alle irgendwie Expertise auf einem Spezialgebiet haben. Warum ist das ein Problem, wie sie sich am Ende konkret zusammensetzen? Hier geht es nicht um Repräsentierung von gesellschaftlichen Anspruchsgruppen. Es geht hier um ein journalistisches Produkt, geschrieben von Expertinnen und Experten in mehr oder weniger gezielt ausgesuchten Ressorts. Es geht um eine funktionierende Arbeitsumgebung und um die Inhalte, die hinten raus fallen. Ist das weniger wichtig, als eine nach irgendwelchen Maßstäben ausreichend diverse Zusammensetzung des Teams?

Was bei solcher Kritik immer mitschwingt, ist selber ein unterschwelliger #Sexismus und #Rassismus. Denn um dieser Kritik schon im Vorfeld begegnen zu können, hätte man inhaltliche Erwägungen zurückstellen müssen und – damit alles schön divers ist – gezielt und vermutlich händeringend Leute suchen müssen, die man in erster Linie wegen ihrer Herkunft oder ihres Geschlechts dazugenommen hätte. Das kann niemand wollen, denn genau das ist die Art von Sexismus und Rassismus, die gut gemeint sein mag, im Ergebnis aber höchst problematisch ist. Und, sorry, auch nicht besonders durchdacht ist. "Wir suchen eine schwarze Frau für unser Projekt, damit das nicht so undivers aussieht!" Wobei, ist eine #Post-Gender-Gesellschaft überhaupt unser Ziel? Oder das Ziel von Leuten, die solcherlei Kritik in den Raum stellen. Ich bin mir da nicht sicher, es drängt sich mir der Eindruck auf, dass hier Sexismus und Rassismus mit Sexismus und Rassismus bekämpft werden soll. In meiner idealen Welt ist das jedenfalls nicht wünschenswert. Und klar, das Argument ist alt, aber wird dadurch nicht falsch. (Bei der Gelegenheit fällt mir der wunderschöne Albumtitel von K.I.Z. ein: "Sexismus gegen Rechts".)

Wie auch immer. Wenn das nicht gemeint ist mit diesem Vorwurf, wird es noch unappetitlicher. Denn dann stünde die Unterstellung im Raum, diese Gruppe hätte mehr Frauen und mehr Menschen mit diversen ethnischen Hintergründen zur Auswahl gehabt, sich aber trotz vergleichbarer Eignung gegen sie entschieden. Das ist eine äußerst unschöne Unterstellung und ein schwerer Vorwurf, den man nicht mal eben so in einen Raum werfen darf.

Das Denkproblem entsteht in meinen Augen beim Übergang der Wahrnehmung eines gesellschaftlichen Misstandes hin zum Einzelfall. So wünschenswert #Geschlechterausgeglichenheit und #Diversity im Gesamtkontext sein mögen – und bereits hier lässt sich streiten – so wenig kann man sie im konkreten Einzelfall einfach einfordern. Je kleiner und intimer ein Team wird, umso schädlicher wäre es, ihm seine genaue Zusammensetzung auf Basis irgendwelcher externer Regeln zu oktroyieren. Man muss das nicht erst auf ein oder zwei Personen herunterbrechen, um die Absurdität eines solchen Ansinnens zu erkennen. Aber wo kann man mit dem Einfordern dann objektiv betrachtet anfangen? Also außer bei den Anderen? Kann man das überhaupt so konkret einfordern und jemandem mangelnde Geschlechterausgeglichenheit und Diversity im Ergebnis (nicht beim Prozess!) vorwerfen?

Liegt nicht gerade hier der Kern des Problems? Wenn ein Team-Zusammenstellungs-Prozess strukturelle Schwächen hat, kann man die aufzeigen und vielleicht auch einfordern, dass sie abgestellt werden. Aber meiner Meinung nach geht es den entschiedenen Schritt zu weit, bei Unkenntnis des Prozesses oder wenn darin keine Schwächen aufgezeigt werden können, das Ergebnis zu kritisieren, weil es einem nicht passt. Wer das tut, überschreitet eine Grenze und maßt sich Deutungshoheit über Sachentscheidungen anderer an. Eine Frechheit sondergleichen. Es steht jedem frei, eine Zusammensetzung doof zu finden. Aber es ist eben etwas anderes, einen Umstand einfach nur für sich selbst doof zu finden und jemandem diesen Umstand zum Vorwurf zu machen.

Vielleicht sind sie sogar selber unzufrieden darüber. Ich finde es zum Beispiel sehr unerfreulich, dass mein Team in der #FH immer nur aus Männern besteht. Allerdings: Bei genau 0 weiblichen Bewerbungen für meine Studentischen Hilfskräfte in den letzten Jahren ist es nicht so leicht, Frauen ins Team zu holen. Wenn mir dann jemand mit dem Vorwurf kommt, mein Team würde ja nur aus Männern bestehen, ist das ein Schlag in die Fresse. Ich bin froh um jede helfende Hand, die sachlich tauglich ist, die richtige Einstellung hat, zum Team passt und sich das HiWi-Dasein finanziell leisten kann. Das sind meine Kriterien, zudem hielte ich eine weibliche Ergänzung für wünschenswert, aber nachrangig (bzw. ist das kein Auswahlkriterium für mich).

Nehmen wir ein Gegenbeispiel, weil es sich so herum sachlicher betrachten lässt: In meinem Studiengang gibt es im aktuell frischen Jahrgang einen überwältigenden Überhang weiblicher Studierender. Das nehme ich aus verschiedenen Gründen durchaus als Problem wahr, aber so ist es nun mal gekommen. Da auf eine gigantische Anzahl von Bewerbungen nur 60 Plätze kommen und es keine absichtlichen Geschlechterdiskriminierungen gegeben hat, stellt sich natürlich die Frage, wie es dazu gekommen ist. Die Auswahl erfolgt nach NC, also ist ein (nicht von mir stammender) Erklärungsansatz, dass Männer hier grundsätzlich benachteiligt sind, weil sie im Mittel schlechtere Abiturnoten haben. Ich habe nicht wirklich hinterfragt, ob dieser Zusammenhang besteht oder ob es einfach entsprechend wenige männliche Bewerbungen gegeben hat oder ob es eine zufällige Konstellation aus beidem und Wartesemestern gab oder was auch immer der Grund war. Aber es drängt sich durchaus die Frage auf, ob man in Zukunft nicht irgendwie eingreifen müsste. Ich finde ja, weil der #NC (+ Wartesemester) alleine ein denkbar ungeeignetes Kriterium ist. Aber nicht wegen einer möglichen Geschlechterungerechtigkeit (besteht die überhaupt?), sondern weil eine Abiturnote sehr wenig darüber aussagt, ob jemand die richtige Einstellung zu diesem Studiengang hat und vom Interessenprofil her passt. Wenn man überwiegend Leute mit Abiturnoten im besseren Einser-Bereich reinholt, bekommt man eben auch überwiegend die angepassten notenorientierten Leute (plus ein paar Leute mit bis zu 12 Wartesemestern, was die Sache immerhin etwas auflockert). Das kann gut ausgehen, muss es aber nicht. Dieser Umstand und ein kräftiger Schuss Gruppendynamik sorgen dafür, dass die sich in Noten widerspiegelnde Leistung und die (von mir empfundene und nicht proportional dazu stehende) Güte der Jahrgänge immens schwankt. Von Jahrgängen, die fast durch die Bank nicht mal zuhören bis zu Jahrgängen, die einen in der Gesamt- wie Einzelbetrachtung richtig stolz machen, hatte ich schon alles dabei. Ob das besser werden würde, wenn wir ein anderes Auswahlverfahren hätten, würde ich gerne mal ergebnisoffen ausprobieren.

Worauf will ich nun hinaus? Im Grunde nur auf eins: Ich kann es nicht ausstehen, wenn sich Leute im Ergebnis an geschlechterungerechten Zusammenstellungen abarbeiten, statt sich konstruktiv in (vermeintliche oder wirklich) geschlechterdiskriminierende Prozesse einzubringen. Es ist verführerisch leicht, lauthals den Männerüberschuss auf einem Podium anzukreiden und so sein tolles Problembewusstsein vorzuzeigen. Aber wäre es nicht letztlich zielführender, im Vorfeld daran mitzuwirken, dass auf einem geplanten Podium Geschlechtergerechtigkeit herrscht? Natürlich nur, wenn man wirklich Problembewusstsein hat. Zu aufwändig? Die Arbeit sollen andere machen? Dann unterlasst bitte das Rumschreien.

tl;dr: Was? Hat er Post-Gender gesagt??

Nachtrag 23.06.2014: Gerade flog ein schönes Grafitti durch meinen Twitter Stream, das hier prima reinpasst: "The grumpier you are, the more assholes you meet…"

Immer diese englischen Wörter überall

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Aus einer Reihe bislang unveröffentlichter (halbfertiger) Blogbeiträge heute dieser kleine #Rant von 2008 über die Weigerung, nötige Fachbegriffe zu lernen.

Ein sehr schöner im Bremer Sprachblog, diesmal geht es um einen Forderungenkatalog der CDU/CSU-Fraktion zum Verbraucherschutze der Senioren.

Dabei ist mir wieder ein Ärgernis hochgekommen, das mir gelegentlich vornehmlich bei älteren Menschen unterkommt, wenn ich etwas mit Computern erkläre. Es fängt mit der allgemeinen Weigerung an, sich an die nötigen Bedienschritte für Computerprogramme zu gewöhnen oder auch nur simple Tastennamen wie Shift, Space oder Return zu merken. "Shift? Welche Taste war das noch mal?" Als ob ich nicht schon hunderte Male gesagt hätte, welche Taste das ist, wird mir oft genug frustriert entgegen geblafft, dass man diese englischen Namen sowieso doof fände und überhaupt das viele #Englisch bei den Computern ist ja so ein Hindernis und ein Ärgernis sowieso.

Was soll man dazu sagen? Würde ich die oft umständlichen und unschönen deutschen Begriffe für die ganzen Computersachen benutzen, würde das den Leuten in den meisten Fällen auch nicht einen Krümel weiter helfen; denn was die Leertaste, die Eingabetaste oder die Großschreibtaste ist, muss genau so als Vokabel gelernt werden, wie die englischen Begriffe: "Return? Eingabetaste? Ich weiß nicht, welche Taste Du meinst…" Es ist doch völlig egal, ob ein Begriff aus dem Englischen, Deutschen, Französischen, Lateinischen oder aus sonst irgendeiner Fremdsprache stammt, wenn man ihn sowieso neu lernen muss. Ein super Beispiel sind die Cursor-Tasten. Mein Vater weigert sich unter anderem standhaft, sich zu merken, dass die vier Pfeiltasten Cursortasten heißen und fragt immer nach, wenn ich Telefonhilfe leiste. Wenn ich dann den deutschen Begriff Pfeiltasten benutze, weiß er natürlich erst recht nicht, welche Tasten ich meine: Die Tastatur hat beeindruckend viele Tasten, auf denen verschiedene Pfeile in alle möglichen Richtungen abgebildet sind. "Wie kann ich mir das denn nur merken?" Was weiß denn ich? Lernen? Wer sich Lateinisch, Griechisch, Hebräisch und ein wenig Spanisch drauf geschafft hat, von dem sollte man doch erwarten können, auch eine Hand voll Tastennamen und #Computerbegriffe zu lernen, die man jeden Tag braucht.

Oder nicht? Was steckt denn da für eine schlaraffenlandeske Erwartungshaltung hinter? Wer die Vorteile von Computern nutzen möchte, muss sich an deren Umgangsformen halten. Und wer das nicht will, leistet sich eben einen Sekretär für sowas, der für einen das Internet bedient. Wenn man Politiker ist und über Dinge zu entscheiden hat, die Computer und das Internet betreffen, wäre es allerdings schon irgendwie vorteilhaft, das doch selber zu können…

Wie auch immer, das Problem Englisch ist in meinen Augen nur vorgeschoben. Klar fühlt es sich etwas noch fremder an, wenn es in einer Sprache benannt ist, die man nicht in der Schule gelernt hat. Oder dort nicht zugehört hat: Neulich fragte eine Arzthelferin eine andere einigermaßen ungläubig, warum man Wednesday denn Wendsday aussprechen sollte, da stünde doch Wednesday. Aber in meinen Ohren sind die zumeist wenig gebräuchlichen deutschen Entsprechungen von englischen Computerbegriffen selten ein Gewinn, sondern machen die Sache meist a) komplizierter und b) weniger kompatibel. Denn wenn der nächste um die Ecke kommt und die Cursortasten korrekt Cursortasten nennt, sollte man halt wissen, dass sie Cursortasten heißen. Oder Shift oder Return oder Tab oder Space. Zudem wäre es hilfreich, wenn einem klär wäre, was ein Cursor überhaupt ist und was das Konzept eines Cursors für Implikationen hat. Da kann man wütend mit dem Fuß aufstampfen oder den Computer unangerührt in der Ecke stehen lassen, aber das ändert nichts daran. Und ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der wir uns auf Biegen und Brechen deutsche Entsprechungen für alles aus dem Hirn quetschen, weil, naja, warum eigentlich? Als Selbstzweck? Wie die Franzosen aus nationalistischen Beweggründen? Um Barrieren abzubauen höre ich Euch sagen? Das überzeugt mich nicht. Denn die Weigerung gegenüber dem Verständnis von grundlegender Computerbedienung sitzt tiefer als nur auf der sprachlichen Ebene. Davon abgesehen steht Cursor übrigens im Duden als deutsches Wort, das folgendes bedeutet und sich aus dem Lateinischen ableitet:

[blinkendes] Zeichen auf dem Bildschirm, das anzeigt, an welcher Stelle die nächste Eingabe erscheint

Das lasse ich mal so stehen.

Übrigens hat sich noch nie jemand bei mir über englische Computerbegriffe beschwert bei Problemen, die über die grundlegende Bedienung hinaus gehen. Wenn jemand verstanden hat, wie ein Vorgang funktioniert, ist es meiner Erfahrung nach völlig egal, ob die Beschriftung eines Bedienelements deutsch, englisch oder, wenn die Usability stimmt, sogar chinesisch beschriftet ist. Wenn im eigenen Denkmodell aber schon eine neue Mail schreiben und auf eine Mail antworten zwei grundsätzlich verschiedene und nichts miteinander zu tun habende Vorgänge sind, wird man bereits daran scheitern, wenn ein zuvor englisch beschrifteter Button "Reply" plötzlich deutsch "Antworten" beschriftet ist oder identisch beschriftet einen neuen Platz bekommen hat. Es muss unglaublich anstrengend sein, Computer auf so eine unabstrakte Weise zu benutzen.

P.S. Ich habe mich übrigens bewusst auf das spezifische Problem der englischen Begriffe beschränkt, die man sowieso neu lernen muss, weil sie etwas beschreiben, das man vorher gar nicht kannte. Dass in Deutschland viele Dinge schleichend ins Englische wandern, für die es etablierte deutsche Begriffe gegeben hat, ist eine andere Baustelle.

P.P.S. Falls sich jemand wundert, warum ich immer etwas ungehalten bin, wenn sich Leute weigern, grundlegende Computerbedienkonzepte zu lernen: Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht zu lernen was ich kann. Zeit, in der andere Leute andere Freizeitaktivitäten gemacht haben. Weil ich meine Probleme lösen wollte, habe ich mir die dazu nötigen Werkzeuge angeeignet. Das sollte nach meiner Auffassung auch der Normalfall sein. Ich helfe und erkläre gerne und gebe weiter, was ich weiß, damit andere das nicht auf die harte und langwierige Tour tun müssen. Das Konzept des Herrschaftswissen ist mir fremd. Aber wenn ich den Eindruck habe, dass Leute dieses Angebot nicht als Basis für Lernfortschritt nutzen, sondern um sich das Lernen zu ersparen und mich als ausgelagertes Gehirn missbrauchen, dann habe ich da keine Lust drauf. "Ach, kein Bock mir das zu merken, ich ruf einfach den Nerd an, der ja den ganzen Tag nichts besseres zu tun hat als sich in anderer Leute Computerprobleme reinzudenken, wenn ich nicht weiter komme." Scheinbar ist es ein Gedankengang dieses Typs, der Leute umtreibt. Ich bitte um Verständnis, dass ich darauf keine Lust habe, auch wenn das blasiert klingt.


Lichtzeichenanlagen-Streicheleinheiten

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In den #1980ern wurden in Langenfeld und wahrscheinlich vielen anderen westdeutschen Kommunen rote Touchfelder an den Fußgängerampeln installiert. Touchfelder kamen damals aus der Zukunft, krasser Shice. Meine Theorie ist rückblickend, dass das ein groß angelegter soziologischer Versuchsaufbau war, denn diese Bedienelemente gaben keinerlei haptisches Feedback und die Lichtzeichenanlagen haben auch kein sonstiges unmittelbares Feedback gegeben, ob sie überhaupt etwas von der Berührung mitbekommen haben. Ich denke da etwa an technische Errungenschaften wie aufleuchtende "bitte warten" Schriftzüge.

Da diese sehr frühe (vermutlich kapazitive) Touchtechnologie mit dem Kernfeature einer beeindruckenden Unzuverlässigkeit geliefert wurde, musste man also immer eine ganze Weile abwarten, um herauszufinden, ob die Betätigung von Erfolg gekrönt war. Alternativ zum ewigen dumm an der Ampel Herumstehen konnte man diesen armen einsamen Ampeln auch schon vorbeugend die meist sowieso fällige intensive Streicheleinheit gönnen. Das sah dämlich aus, fühlte sich dämlich an und prägte lange meinen kindlichen Eindruck unserer nächstgelegenen Nachbarstadt. Bei Langenfeld weiß man ja nie… nicht mal, wie intensiv man die Ampeln streicheln muss. Verdächtig.

Bei uns zu Hause gab es nur wenige nach Bedarf schaltende Ampeln und die hatten (stets mit Feuerzeugen angekokelte, aber ansonsten ordentliche) mechanische Knöpfe zum tief eindrücken und besagten Schriftzug. In #Düsseldorf haben Fußgängerampeln ja auch eine äußerst sinnvolle Gelbphase. Düsseldorf, Du Oase der Fußgängerglücksseeligkeit.

Interessanterweise stand ich mal bei ordentlichem Schnee mit dem Auto an einer dieser Bedarfsschaltlichtzeichenanlagen in Garath und nach etwa zwei Minuten beschlich mich dieses fast vergessene Langenfeld-Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. In der Tat erkannte die Induktionsschleife in der Straße mein Auto wegen der Schneedecke nicht und ich musste aussteigen und den beruhigenderweise nachwievor mechanisch ausgeführten und angekokelten Fußgängerampelknopf drücken. Denn auch nachts alleine an einer Ampel mit Fehlfunktion kann ich als Deutscher nicht aus meiner Haut und absichtlich bei Rot fahren.

In fast jedem anderen Land würde so ein Langenfeld-Versuchsaufbau übrigens das Ergebnis bringen, dass jeder nach spätestens xy Sekunden dumm bei Rot an einer Fußgängerampel ohne Verkehr Rumstehens einfach gehen würde und den Knopf fortan ignorieren. Wie das Ergebnis in #Langenfeld ausgesehen hat, wissen vermutlich nur die durchführenden Soziologen; ich habe da aber so meine Vermutung. Oder läuft der Versuch noch? Ich habe Langenfeld Zeit meines Lebens mal mehr, mal weniger erfolgreich meiden können und war wirklich lange nicht mehr da, zumindest nicht als Fußgänger.

P.S. ich frage mich gerade, ob der angekokelte Knopf an der Ampel in Garath noch das Original von früher ist, was für seine überlegene Zuverlässigkeit spräche. Oder ob es ein neuer Knopf ist, der bloß wieder aus alter Tradition angekokelt wurde. In #Garath werden solcherlei Traditionen ja sehr ambitioniert gepflegt.

Ein paar Gedanken zu geschlechtergerechter Sprache

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Seit einiger Zeit bemühe ich mich beim Schreiben um geschlechtergerechte Sprache, hier im Blog und schon länger bei meinen Seminar-Skripten. Dabei greife ich auf verschiedene Gendering-Varianten zurück, die ich in erster Linie nach der Maßgabe der geringstmöglichen Ablenkung vom eigentlichen Inhalt auswähle.

Leicht fällt mir das zum Beispiel bei den Studierenden, das ist unsere etablierte Sprachregelung und da gewöhnt man sich schnell dran; zudem klingt das lediglich etwas gestelzt, aber geht ansonsten leicht von der Hand bzw. der Zunge. Jedenfalls ist das allemal besser als immer von Studentinnen und Studenten zu sprechen. Aber nicht von allen Wörtern lassen sich solche Formen bilden oder man würde mit verwandten Begriffen in eine andere Richtung gehen, als man eigentlich wollte. Professorinnen und Professoren ist eben etwas anderes als Lehrende, wobei man immerhin sowieso meist besser von den Lehrenden spricht, weil unsere Lehre aus weit mehr als Professorinnen und Professoren besteht.

Gelegentlich, wenn mein Hirn gerade mit anderen Dingen ausgelastet ist, falle ich auf ein #generisches Maskulinum bzw. genau genommen auf ein generisches Geschlecht zurück. Das lenkt mich beim Schreiben am wenigsten ab und meine Leserinnen und Leser stören sich daran auch in der Praxis bislang genau nie, zumindest nicht offen mir gegenüber.1 Im Gegensatz dazu bin ich schon häufiger darauf angesprochen worden, dass mein Gendering beim Lesen stört. Diesen Umstand behalten wir mal im Hinterkopf.

Manchmal, wenn ich krawallig drauf bin, streue ich mehr oder weniger zufällig ein unübliches generisches Geschlecht ein. Statt von Krankenschwestern schreibe ich dann Krankenpflegern, statt von Lesern von Leserinnen. Sowas fällt zumindest mir beim Lesen auf, lenkt meine Gedankengänge vom eigentlichen Thema ab und hin zu der Frage, warum die Autorin gerade an dieser Stelle vom generischen Genderstandard abweicht. Da ich davon ausgehe, dass das auch anderen so geht, mache ich das verhältnismäßig selten, weil ich als Autor ja eigentlich meinen Inhalt vermitteln und keine Genderdiskussion im Kopf der Leserin starten möchte. Andererseits ist es lustig, wenn einem dann an einer konkreten Stelle der Vorwurf gemacht wird, dass die Negierung des Genderstandards in diesem Kontext ja auch wieder nur ein Sexismus wäre und ich sollte mal meine Privilegien checken. Das ist mir noch nie passiert, stimmt aber im Ansatz, deswegen ist das zufällige Einstreuen von ungewohnten Geschlechtern ja in meinen Augen auch eine eher trollige Variante des Genderings.

Dann schreibe ich, verhältnismäßig selten, in einer durchgängig generisch weiblichen Form. Wann immer ich das tue, habe ich beim späteren Lesen den Eindruck, dass ich ein ziemlicher Macho bin. Das liegt in erster Linie an der Art, wie ich manchmal Texte schreibe und wenn dann alles auffällig weiblich ist, liest sich das dann halt sehr Macho-mäßig. Auch das kann lustig sein, aber meistens ist es nicht das, was ich bezwecken will. Also ist das allgemein keine gut funktionierende Lösung. Zudem nervt es mich beim Lesen, weil es penetrant rüber kommt. Man muss halt immer schauen, was man mit einem Text bezwecken möchte und in eher seltenen Fällen ist ein auffälliges Gendering in diesem Sinne hilfreich.

Sehr selten konstruiere ich Begriffe mit Binnen-I oder Schrägstrich, also LehrerInnen oder Lehrer/innen. Nie benutze ich Sternchen oder Unterstriche wie in Lehrer*innen oder Lehrer_innen. Neben dem naheliegenden Problem mit #Markdown, wo * und _ bestimmte Auszeichnungs-Bedeutungen haben und ggf. escaped werden müssen, liest sich das einfach sehr sehr nervig. Handbücher zum korrekten #Gendering gehen aber oft noch weiter und bringen so Exoten wie die x- und xs-Formen ins Spiel, also Lehrx im Singular und Lehrsx im Plural. Das ist aber noch lange nicht alles, den vollen Wahnsinn kann man in diesem Leitfaden nachschlagen. Bei allem Verständnis für geschlechtergerechte Sprache, aber auf diese Weise gegenderte Texte kann ich nur noch aus vollem Herzen auslachen. Es gibt genau einen Kontext, wo man so schreiben kann: Bei (Fach-)texten über Gendering an sich. Wer sich damit so tief beschäftigt, sollte so abgehärtet sein, dass er danach nicht zur Strafe absichtlich auf #geschlechtergerechte Sprache verzichtet. Denn genau das ist der Effekt von derart verunstalteten Texten bei normalen Leuten. Einen derart gegenderten Text kann ich – auch wohlwollend – nicht ernst nehmen und bis zum Inhalt werde ich da gedanklich nicht mal vorstoßen. Fefe hatte da mal was zu, das lesenswert ist und dabei viele schöne Beispiele und Links nennt.

Ich habe tatsächlich sehr lange gebraucht, um zu verstehen, dass es den Leuten, die immer störenderes Gendering fordern, genau darum geht: dass die Rezipientinnen und Rezipienten sich eben nicht an das Gendering gewöhnen, sondern dass das Gendering absichtlich gegenüber dem eigentlichen Inhalt des Textes eigenständige Aufmerksamkeit erregt, um das Problem der Geschlechterungerechtigkeit in den Köpfen präsent zu halten. Das ist in etwa das genaue Gegenteil von meinem Verständnis von geschlechtergerechner Sprache, die genau dann gewonnen hat, wenn sie niemand mehr bemerkt, weil die Geschlechtergerechtigkeit gewonnen hat. Zudem darf eine geschlechtergerechte Sprache eben gerade nicht stören oder gar vom eigentlichen Inhalt eines Textes ablenken. Wann immer das passiert, ist der Ansatz der geschlechtergerechten Sprache in meinen Augen gescheitert. Aber wie kommt jemand auf die Idee, dass es im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit sein kann, sie als Problem möglichst permanent und auf Platz 1 in den Köpfen möglichst aller zu halten? Ist unsere Gesellschaft so geschlechterungerecht, dass das das Top 1 Problem ist, hinter dem alles andere sehr weit zurückstehen muss?

Oder anders herum: Wundert sich jemand von diesen Leuten darüber, dass sie niemand bei klarem Verstand ernst nimmt? Oder überhaupt nur mit ihnen redet? Wer ein dermaßen extremistisches Weltbild hat, mit dex reden nur noch zwei Gruppen von Leuten: Ebenso verstrahlte Gleichgesinnte und ebenso verstrahlte Nicht-Gleichgesinnte. Im Ergebnis bewegt man sich in einer extremistischen Filterblase, in der die Welt nur noch aus Gleichgesinnten und Spinnern besteht und sonst aus Leuten, die nicht mit einem reden. Ich habe mich lange gefragt, wo der #Netzfeminismus immer diese wahnsinnigen #Maskulisten auftreibt, die ihnen öffentliche Vergewaltigungsdrohungen schicken. Dabei ist die Antwort so naheliegend: Wahnsinnige suchen sich gezielt andere Wahnsinnige, um sich an denen abzuarbeiten, weil ihnen nicht-Wahnsinnige eben gar nicht mehr zuhören. Und weil sie andere Wahnsinnige finden, die genau entgegengesetzte Ausprägungen des Wahnsinns zeigen, fühlen sie sich in ihrem Wahn bestätigt. Das trifft in beide Richtungen jeweils auf Fems und Maskus zu, auf Antifa und organisierte Nazis, auf die Relis traditionell sowieso. (Braun-)Esos, Verschwörungstheoretiker und Sekten haben keine konkrete starke Gegenseite, aber die brauchen auch keine, weil bei denen sowieso alles Wirr ist. Denen ist gar nicht mehr zu helfen.

Aber wie kann man den Extremistinnen und Extremisten helfen? Also darüber hinaus, dass man sie einfach nicht beachtet und ihnen vor allem kein Forum bietet? Genau daran sind übrigens in meinen Augen die #Piraten gescheitert. Wie kann man ihnen die Hand reichen und sie zurück in die Gesellschaft holen? Kann man ihnen ihre Sandkästen wegnehmen und sie voneinander fern halten? Da sie gezielt nach "dem Feind" an sich suchen, wird das wohl nicht helfen, denn sie werden ihr Feindbild schon irgendwo finden oder einfach so lange ausweiten, bis es wieder genug Daseinsberechtigung für sie gibt. Extremisten können nach meiner Definition niemals gewonnen haben, weil ihnen schlicht die Feindbilder nie ausgehen.

Ist es hilfreicher, ihnen als #Gesellschaft entgegen zu kommen oder entgegen zu treten? Spiele ich den Fem-Spinnerinnen und -Spinnern nicht möglicherweise auch noch in die Hände, wenn ich mich überhaupt gezielt um geschlechtergerechte Sprache bemühe? Diese Zweifel treiben mich zur Zeit um. Der Punkt ist ja, dass ich meinen Leserinnen und Lesern mit meinen Bemühungen dem Vernehmen nach mehr auf die Nerven gehe, als ich von ihnen Zustimmung erfahre. Ist mir geschlechtergerechte Sprache das wert? Ist geschlechtergerechte Sprache überhaupt ein wirkungsvoller Baustein auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft? Oder fehlt die Energie, die wir alle zusammen als Schreibende (aktiv) und Lesende (passiv) in eine geschlechtergerechte Sprache stecken, an anderen wichtigen Baustellen? Ist das Achten auf geschlechtergerechte Sprache ein gut gemeinter, aber letztlich falscher Fokus? Reiner Selbstzweck? Rein ökonomisch betrachtet muss ich abwägen, ob die 5%-10% Aufmerksamkeit, die ich beim Schreiben einer geschlechtergerechten Sprache widme und die ich meinen Leserinnen und Lesern dafür abverlange, nicht anderswo besser aufgehoben wären. Ist ein intensives Bemühen um geschlechtergerechte Sprache vielleicht sogar ein Weg in einen ungesunden #Extremusmus? Kostet einen geschlechtergerechte Sprache Aufmerksamkeit?

Je länger ich darüber nachdenke, umso deutlicher tendiere ich dazu, das in Zukunft wieder bleiben zu lassen und mich wieder einer reaktionären Standardsprache zu widmen.

tl;dr: Er hat Feministinnen und Feministen gedisst!!


  1. Ein Student wies mich aus meiner Sicht wertfrei bei einem Gespräch darauf hin, dass ja meine Thesis von 2007 im generischen Maskulinum verfasst ist. Dabei ging es um die Frage, ob er seine Thesis gendern sollte oder nicht. 

Gedanken zur Frauenquote an sich

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Den Rumpf dieses Beitrags habe ich vor etwa zwei Jahren geschrieben und seitdem vergessen. Jetzt habe ich das mal zu Ende formuliert.


Mein Leben lang habe ich mich immer wieder über Frauenquoten geärgert, Zeit mal ein paar Gedanken nieder zu schreiben. Wo fange ich an? Für mich als Mann bedeutet eine #Frauenquote ganz allgemein eine praktische Diskriminierung nach Geschlecht: Wo immer eine Frau durch die Quote bevorzugt wird, wird gleichzeitig ein Mann benachteiligt. Das ist Sinn einer Frauenquote und steht erst mal im Raum, eine Frauenquote ist also vom Wesen her eine künstliche Verzerrung der Gleichberechtigung. Es müssen also wirklich gute Gründe her, die so eine Verzerrung rechtfertigen würden. Und auch ein klares Ausstiegs-Kriterium. Soweit könnte man sich schon mal einig sein, oder?

Daraus leite ich ab, dass Befürworter einer Quote in der Bringschuld sind, solche guten Gründe zu nennen. Dazu später mehr, kümmern wir uns erst mal um die Randbedingungen, zu denen eine Quote überhaupt nützlich sein könnte:

  1. Wir benötigen eine ausreichende Anzahl an Frauen, damit eine Quote überhaupt zu erfüllen ist. Oder People of Color oder Leute aus dem Queer-Bereich, was auch immer, ich rede jetzt mal exemplarisch über Frauen. Haben wir mehr quotierte Plätze als Frauen, kann es keine Selektion nach Eignung geben, jede Frau würde automatisch – weil sie eine Frau ist – zum Zuge kommen. Da sind sich sicher alle einig, dass das nicht Ziel sein kann. Wir benötigen also ein Qualitätskriterium, dass eine Frau nur bei gleicher Eignung bevorzugt wird. Dabei muss die Quote auch unerfüllt bleiben dürfen, sonst wird das Qualitätskriterium ad absurdum geführt. Ergebnis: Wir brauchen eine ausreichende Zahl an qualifizierten Frauen, die sich zudem bewerben wollen. (Randproblem: Was bedeutet eigentlich qualifiziert?)
  2. Wir benötigen einen tatsächlichen (also ausreichend nachgewiesenen oder wenigstens allgemein akzeptierten) Hemmeffekt, der Frauen daran hindert, sich a) zu bewerben oder b) (aus)gewählt zu werden. Dieser wird optional, wenn das Ziel einfach "alles egal, Hauptsache mehr Frauen" heißt. b) ist schwer nachzuweisen, also kann man darüber nachdenken, wenigstens gute Indizien für seine Nichtexistenz zu verlangen. Nichtexistenz zu beweisen ist nicht möglich.
  3. Wir benötigen einen Nachweis oder zumindest ausreichend fundierte Annahmen darüber, dass wir mit der Quote nicht die gleichen Probleme einfach nur von den Frauen auf die Männer verlagern. Das würde die Quote wieder ad absurdum führen.

Nehmen wir mal an, es besteht ein systematischer Hemmeffekt, der Frauen von einer Bewerbung abhält, wie auch immer geartet. Dieser Hemmeffekt muss schwerwiegender sein, als ein Hemmeffekt auf die Bewerbungsfreudigkeit von Männern durch eine Quotenregelung. Dieser Aspekt scheint mir in Quotendiskussionen häufig ein wenig unterzugehen: Männer schüchtern Frauen durch ihr dominantes Wesen ein und haben deswegen eine Benachteiligung durch eine Quote zu akzeptieren. Kann man so vertreten, aber das bedeutet auch: Hast du kein einschüchterndes, dominantes Wesen, bist aber dummerweise ein Mann, hast du verloren. Bist du eine Frau mit dominantem, einschüchterndem Wesen, wird es dir zu einfach gemacht, was auch nicht wünschenswert ist. Die Nachteile von zurückhaltenden Menschen gegenüber ihren dominanteren Zeitgenossen am Geschlecht festzumachen ist ein Irrweg und hier sehe ich die Idee des Post-Gender als Ausweg. Innere Konflikte (nicht trauen, etc.) taugen aus diesem Grund jedenfalls in meinen Augen absolut gar nicht als Grund für eine Frauenquote, ganz im Gegenteil sprechen sie eher dagegen.

Kommen wir zu den Hemmeffekten vom Typ b), also den externen und geschlechterspezifischen Hemmeffekten. Die meisten Effekte von Typ a) leiten sich letztlich aus – vorhandenen oder eingebildeten1– Effekten von Typ b) ab. Das ist wichtig festzuhalten, denn daraus leitet sich ab, dass Effekte von Typ b) vorrangig zu bekämpfen sind, wenn sich daraus andere Effekte ableiten. Wir benötigen also eine nüchterne Bestandsaufnahme, ob es solche Effekte gibt. Falls ja, ist das ein Grund zu handeln. Einfach mal postulieren, dass solche Effekte da sind, halte ich nicht für zielführend und letztlich macht man sich damit nur lächerlich, wenn man aus einem unbelegten Bauchgefühl heraus grundlegende Veränderungen einfordert. #Gender ist kein Feld mit klarem Frontverlauf, umso wichtiger ist es, nicht an der nächste Biegung über unbelegte Tatsachenbehauptungen zu stolpern. Da brauchen wir nicht mal durchgeknallte Maskus für, da reicht auch jemand, der mal mit klarem Kopf die richtigen Gegenfragen stellt.

Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, wir haben nachgewiesene Hemmeffekte vom Typ b), also jemand ist tatsächlich wegen seines Geschlechts oder seiner Geschlechtsidentifikation nicht ausgewählt worden und das war auch nicht sachlich zu begründen. Das ist schwer genug zu belegen, aber nehmen wir an, das ist belegt. Und nehmen wir weiter an, da steckt eine Systematik von für den Kontext signifikanter Tragweise hinter, so dass das Arbeitsrecht oder sonstige Schiedsangelegenheiten mit zu vielen Einzelfallentscheidungen überfordert wären. Was tun? Ist die Einführung einer Quote dann nüchtern betrachtet ein geeignetes Mittel, um diesen Umstand zu beheben? Bei all den Nachteilen?

So lange ich auch darüber nachdenke und mir wohlwollend Argumente dafür anhöre, noch nie hat mich eins davon überzeugen können, dass es es wert ist, die gravierenden nachteiligen Effekte so einer Quote hinzunehmen. Ich halte eine Quote in fast allen Fällen schlicht für ungeeignet, selbst unter idealen Bedingungen. Denn: Je besser die Randbedingungen sind, umso unnötiger wird eine Quote erst. Die Quote ist ja gerade da besonders nötig, wo die Randbedingungen problematisch sind und dann ist auch die Quote besonders problematisch.

Was können wir dann tun? Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Post-Gender ist noch lange nicht erreicht, aber eine Quote verfestigt in meinen Augen eine geschlechterungerechte Situation erst noch, statt sie an der Wurzel zu packen. Aus der Ecke der Berliner #Piraten kam mal ein mathematisch komplexer Vorschlag, wie man die Nachteile einer Quote minimieren kann, aber ein paar Vorteile herausholen kann. Da gab es bei einer Wahl zwei (bzw. je nach Umfeld sogar drei) Schlangen, die nach dem Paritätsprinzip zum Zuge kommen. Sowas kann man machen, aber das ändert das prinzipielle Problem nicht, dass eine Quote ein Einwirken auf ein Symptom ist und eine Verzerrung der Situation.

Ich befürchte, man wird keine allgemeingültige Antwort auf das Problem finden. Man muss jeden Einzelfall, jede Situation analysieren und eine angemessene Lösung suchen. Das geht am besten, wenn wenig rumgeschrien und grundsätzlich eingefordert wird und viel reflektiert und mit gutem Problembewusstsein verhandelt wird. Und natürlich kann man gezielt Frauen ansprechen und ermuntern (bzw. fördern), für etwas zu kandidieren. Man kann auch einfordern, dass Leute – nicht nur Männer übrigens – dumme Sprüche und Vorurteile einfach mal für sich behalten. Nehmen wir mal Konferenzen: Da kann man gezielt Leute ansprechen, die keine Rampensäue sind, was ja nach Gender-Lesart in erster Linie Frauen sein sollen. Für schlicht falsch halte ich es, gezielt Frauen anzusprechen, nur weil das dann hinterher einen geschlechtergerechten Anschein erweckt und man aus der zweiten Reihe nicht dumm angepöbelt wird. Die Bestückung der Vortragsslots auf einer Konferenz hat nun mal in der Regel gewichtigere Probleme, als ein aus gesellschaftspolitischem Selbstzweck heraus entstehender Diversity-Anspruch. Man muss ein Klima schaffen, in dem es egal ist, welchen Geschlechts oder Geschlechteridentifikation jemand ist, der auf der Bühne steht. Post-Gender muss das Ziel bleiben und eine Quote oder gezieltes Gewinnen von Frauen torpedieren dieses Ziel. In Folge 175 von Working Draft wurden viele interessante Ansätze zur gezielten Frauenförderung bei Tech-Konferenzen besprochen (ab 01:43:51), sehr erhellend.

Mir ist es übrigens nicht egal, ob auf der Bühne ein Typ oder eine attraktive Frau steht. In letzterem Fall bin ich immer ein wenig abgelenkt von Beinen oder was auch immer. Wer was anderes behauptet, hat keine Libido. Aber das halte ich für unproblematisch, weil man letztlich immer von der Person oder irgendwas abgelenkt ist und genau das ist doch das Schöne an #Diversity, dass sich diese Ablenkung irgendwann auf ein Grundrauschen reduziert. Da will ich hin.

tl;dr: Er hat Post-Gender gesagt!!

Nachtrag 04.08.2014: Da hat jemand ähnliche Gedankengänge und wird prompt in den Kommentaren angepöbelt. Lies erst mal dieses (von mir ausgesuchte und daher vermutlich tendenziell einseitige) Standardwerk und alle 10000 Quellen, bevor Du Dir eigene Gedanken zu einem Thema machen darfst. Das ist ein Musterbeispiel für die Unzugänglichkeit von Gender Studies und warum niemand bei Verstand noch mit denen reden möchte; das beruht ja auch auf Gegenseitigkeit. Und dann beschweren, dass man als Wissenschaftsdisziplin nicht ernst genommen wird.


  1. Ein besonders schwerwiegender Fehler in jeder Gender- oder Diversity-Diskussion ist es, den Opfern die Deutungshoheit zu überlassen, wer wie weit Opfer ist. Das funktioniert prinzipiell nicht und führt zu hanebüchenem Wahnsinns-Spin. Das war mir in der Form gar nicht klar, bis ich diese unglaublich aufschlussreiche Folge von Alternativlos über Trolle, Empöreria und schlechte-Laune-Lawinen gehört habe. Unbedingt für den Erkenntnisgewinn anhören, da führt kein Weg dran vorbei. 

Signifikante Besucherzählungseinbußen durch do-not-track bei Piwik

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Nanu? Bis zum Umzug meiner Domains zu Uberspace (den ich nicht bereut habe) hat #Piwik bei mir um die 100-150 Besuche pro Tag gezählt. Mit dem Umzug habe ich Piwik auf eine eigene Subdomain ausgelagert und seitdem werden nur noch 50-100 Besuche pro Tag gezählt. Das ist überrascht mich dann doch. Ich gehe davon aus, dass meine seit Jahren stabilen Besucherzahlen nicht plötzlich geringer geworden sind und der Unterschied bei der Zählung zustande kommt. Kann es wirklich sein, dass so viele Browser den Zugriff auf einen auf einer anderen Subdomain laufenden Tracker blockieren? Das wäre heftig. Oder ist der neue Trackingcode von Piwik, den ich bei der Gelegenheit eingebaut habe, so anders?

Oder ist es das #do-not-track? Das wäre ja total geisteskrank, wenn Piwik Leute mit aktivierten do-not-track nicht mal zählen würde. Ich schalte das mal versuchsweise wieder aus. Bei einem Schnelltest wird mein Versuchsbrowser jetzt gezählt, vorher nicht. Mal schauen, ob sich meine Zahlen jetzt wieder bessern. Wie krass ist das denn? Hallo Piwik? Ich interpretiere do-not-track so, wie es auch in der deutschen Wikipedia steht:

Do Not Track (DNT) (engl. für „nicht verfolgen“) ist ein so genanntes HTTP-Header-Feld und signalisiert einer Webseite oder Webanwendung den Wunsch, dass diese über die Aktivitäten des Besuchers kein Nutzungsprofil erstellt.

Kein Nutzungsprofil erstellen bedeutet für mich nicht, komplett auf eine Zählung zu verzichten. In meinen Augen übererfüllt Piwik den Datensparsamkeitsanspruch damit deutlich.

Einsicht vs. BWL-Studium

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Erstes Semester BWL-Studium an der Uni, Übung Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler. Vorne ein Assi von der Mathe-Fakultät, herablassend, bocklos, hölzern, unangenehm. Im Hörsaal um die 100 BWL-Erstsemester, herablassend, bocklos, ahnungslos, unangenehm. Ich weiß nicht mehr genau, wie es zum Eklat kam, ich meine aber, der Assi beschwerte sich, dass fast niemand seine Hausaufgaben gemacht hat. Was für ein Ansatz? 100 Leute, die endlich aus der Schule raus sind, sich ins Leben stürzen wollen, BWL ganz sicher nicht angefangen haben, um zur Begrüßung Mathe-Hausaufgaben zu machen. Der Assi war davon echt angepisst, was sich nicht besserte, als ihn ein gut gebauter und sich äußerst charmant findender Jung-FDP-Schlagende-Verbindungs-Schnösel in 3. Unternehmer-Generation darauf hinwies, dass er sich mal seinen Stock aus dem Arsch ziehen soll. Dieser Typ steht einfach auf und haut im Rausgehen so ein Ding raus. In einem Heinz-Strunk-Roman hatte er einen Pfeffer-Und-Salz-Mantel angehabt, die coole Sau.

Dieser Moment war rückblickend eine Zäsur in meiner BWL-Studiums-Lebensphase. Erstens bewunderte ich den Typen für seine #Coolness und für seinen 100% im richtigen Moment kommenden Auftritt. Dazu muss man sagen, dass ich auch nach 5 Semestern nur etwa zehn von den 300 Leuten mit Namen kannte, mit denen ich angefangen hatte, womit ich vermutlich noch über dem Durchschnitt lag.1 Da war so ein Ding allemal ein Ding. Zweitens hatte der Typ so 100% Recht, was machte ich da eigentlich? Auch für mich war der Moment zu gehen. Ich war höflich genug, um das Ende der Übung abzuwarten, aber danach war ich nie mehr da. Gegen das Establishment! Die Klausur habe ich später trotzdem ohne weitere Beschäftigung mit dem Mist (in der Vorlesung war ich schon länger nicht gewesen) bereits im 2. Anlauf geschafft. Übrigens knappstens, weil die Nachschreibklausur so viel schwerer als die Hauptklausur war, dass die Punktegrenze fürs Bestehen ziemlich genau auf meinen Wert gesenkt wurde.

In diesem Moment, spätestens, hätte ich mir eingestehen können, dass das BWL-Studium an der Uni und ich keine Freunde werden würden. Hat dann noch zweieinhalb Jahre gedauert, bis das bei mir angekommen ist, nachdem mein in dem Kontext ungesundes Pflichtbewusstsein von einer nicht ganz freiwilligen endgültigen Exmatrikulation besiegt wurde. Manchmal im Leben findet man einfach den Absprung nicht selber und eiert Jahre lang so rum, bis die Entscheidung jemand anderes für einen trifft oder unmissverständlich ausspricht. Vermutlich habe ich die Reife einfach erst erreichen müssen, früher hätte ich mich an so eine drastische Lebensentscheidung nicht heran getraut und hätte nur Kleinigkeiten geändert statt den nötigen Paradigmenwechsel vorzunehmen.

Ein wichtiger Paradigmenwechsel. In der Mathe-Übung im ersten Semester war ich immerhin schon mal so weit gekommen, wenigstens diesen Unsinn nicht mehr über mich ergehen zu lassen. So ungerne ich solchen Typen Recht gebe, aber der Typ hatte im richtigen Moment eine wegweisende Erkenntnis gehabt und diese auch mit allen anderen geteilt. Danke dafür, auch wenn ich das erst so viel Später richtig zu schätzen weiß.

Das war nicht ich, passte so gar nicht zu mir. Umso wichtiger war die Erfahrung für mich, danach war klar, was und wie ich nicht sein will. Die FH und ein cooler Studiengang mit relativ geringen BWL-Unannehmlichkeiten war dann der richtige Weg für mich, vom allerersten Tag an. Das ist mir sofort klar gewesen, als ich zur großartigen Erstsemestereinführung kam. Die BWL-Zeit war für meinen Reifeprozess trotzdem gut und wichtig, ich möchte sie keinesfalls missen. Und ich hatte meinen Spaß. In irgendeiner ultra langweiligen Vorlesung habe ich sogar mal Zeit und Kopf gefunden, über Wochen fast das gesamte Shadowrun-Regelwerk 3.01d zu lesen und zu lernen. Im 5. Semester war ich so oft und ausgiebig in Berlin, dass es sich heute noch immer wie ein Stück Heimat anfühlt.

Merke: Pflichtbewusstsein ist nicht nur eine positive Eigenschaft, für sich selbst ist es oft sogar äußerst hinderlich. Etwa wenn es darum geht, ein falsch angefangenes Studium abzubrechen. Oder sich von einer falschen Partnerin oder einem falschen Partner rechtzeitig zu trennen. Nur wer sich selbst in Frage stellt und auch die daraus abzuleitenden Konsequenzen bereit ist zu tragen, kommt auch weiter. Manchmal braucht man freilich etwas Nachhilfe. BWL ist jedenfalls mehr was für andere.


  1. Heute kann ich mich an keinen einzigen Namen erinnern, immerhin habe ich noch ein paar Gesichter vor mir. Die einzigen Namen, die ich heute noch weiß sind Leute, die ich auch vorher schon lose kannte und mit denen das Studium einigermaßen erträglich, ja eigentlich sogar ganz lustig war. 

Neuer Smart, alte und neue Probleme

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Es gibt einen neuen Smart. Clemens Gleich schreibt bei Heise Autos was dazu, das kann man schon mal so stehen lassen.

Aber natürlich habe ich auch noch etwas zum Thema Smart zu sagen, womit ich die neue Kategorie Auto & Verkehr in diesem Blog offiziell eröffne. Jaja, lange geplant und schon einiges bei Google+ geschrieben, ich weiß. Jetzt auch im Blog. Sorry an alle, denen das Thema am Po vorbei geht.

Also der Smart. Puh. #car2go hat meine Meinung zum Thema #Smart stark geprägt, negativ natürlich. Warum natürlich fragt Ihr? Fahrt mal einen Smart, in meinen Augen gibt es da nicht viel positives zu berichten. Die Karre kostet mehr als so gut funktionierende Autos wie Kia Piccanto, VW Up (naja, in der kargen Basis zumindest) oder… nun… im Grunde jeder Kleinstwagen. Das Segment ist hart umkämpft und verdammt gut bestückt.

Und was bekommt man bei Smart geboten für den Aufpreis? Das frage ich mich auch seit Jahren: Der Motor ist hibbelig, laut und klingt doof (oder je nach Sichtweise kernig); die Lenkung ist schwergängig und fühlt sich irgendwie unerwachsen an; die Federung ist hoppelig; die Materialien sind auch nicht besonders angenehm. Alles halb so wild, wenn die Karre mindestens 3000€ billiger wäre. Aber selbst dann bliebe dieses Horrorgetriebe. Automatisiertes Schaltgetriebe nennt sich sowas. Automatisiertes Nickgetriebe sollte es besser heißen. Ein Schaltvorgang unterbricht den Vortrieb für eine gefühlte Ewigkeit, um dann wieder recht rabiat einzukuppeln, was zum charakteristischen Metaller-mäßigen Kopfnicken führt. Wer denkt sich sowas bloß aus? Naja.

Und die Vorteile? Beziehungsweise der Vorteil? Die Karre ist kurz, ja. Aber nicht kurz genug, um in Längsparklücken quer zu parken, ohne den Verkehr zu behindern. Zumindest in 90% der Fälle. Das hält die Vögel, die meist weit über 10.000€ für so eine Möhre ausgegeben haben und sich trotzdem noch smart fühlen leider nicht davon ab, trotzdem quer zu parken – und den Verkehr zu behindern, wahlweise auf der Straße oder dem Gehweg. Und in kurze Längsparklücken kommt man mit jedem Kleinstwagen prima rein und raus. Ach ja, der Wendekreis! Herzlichen Glückwunsch, bequemer rangieren! Dafür hat sich der ganze restliche Horror total gelohnt. Ich fahre, wenn es geht, jedenfalls immer #DriveNow statt car2go. Denn mit dem Smart habe ich hier in Flingern noch nie einen echten Parkvorteil gegenüber einem DriveNow Mini oder meinem alten Honda Jazz nutzen können.

Des Smarts Feind ist also jeder Kleinstwagen, der im Grunde alles besser kann. Punkt.

Jetzt gibt es einen neuen Smart. Der sieht anders aus, hat eine Art Motorhaube und ist 10cm breiter. Kann man machen, aber zu schmal sein war eigentlich eins der wenigen Probleme, die der Smart nicht hatte. Weg ist auch das Horrorgetriebe. Endlich! Jetzt Handschaltung oder Doppelkupplungsgetriebe für einen vermutlich schnäppchenhaften Aufpreis von nur 20% des Basispreises. Alles schön und gut. Es gibt aber auch einen neuen Smart ForFour, der kostet kaum mehr, ist nicht so viel größer, hat aber – bei etwas gutem Willen – Platz für vier Leute. Gemeinsame Plattform mit dem neuen ForTwo (inkl. Heckmotor) und nicht einfach eine überteuerte Mitsubishi-Colt-Variante wie früher. Das weckt mein Interesse. Leider sehe ich es schon kommen, dass der Plattformbruder Renault #Twingo das interessantere, lustigere und vor allem viel billigere Fahrzeug sein wird, was den Sinn des neuen ForFour doch sehr infrage stellt. Vielleicht kommt es auch ganz anders, mal abwarten.

Des neuen Smart ForTwos Feind ist also nicht nur jeder Kleinstwagen, der im Grunde alles besser kann, sondern zu allem Überfluss auch noch sein großer Bruder und dessen französischer Cousin.

Das alles wird ein paar urbane Lifestyle-Vögel natürlich nicht davon abhalten, auch den neuen ForTwo zu kaufen und sich darin smart zu finden. Sollen sie von mir aus, ist ja nur Geld (seit das Horrorgetriebe weg ist). Solange sie nicht quer parken, wo man auch mit einem ForTwo nicht quer parken sollte.

Ich werde die beiden neuen Smarts trotzdem gerne und erwartungsfroh fahren, noch interessierter bin ich aber am neuen Twingo. Ich muss mal eine Liste der mal zu fahrenden Autos aufschreiben.

Nachtrag 08.08.2014: Man wies mich auf den Toyota IQ hin. Den hätte ich in der Tat zumindest erwähnen müssen. Das sei hiermit nachgeholt. Leider gibt es diese interessante Smart-Variante nicht mehr, denn der IQ hat so viel besser gemacht als der Smart und hat gezeigt, dass die beschissene Nickautomatik und der laute Motor und das holprige Fahrwerk des Smart eben nicht bauartbedingt sind, sondern einem klaren Verkacken seitens Smart anzulasten. heise Autos hat einen schönen Vergleich der beiden

Probefahrten ohne Kaufinteresse

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Ich bin, was Autos angeht, sehr promiskuitiv. Ich fahre und erfahre gerne verschiedene Autos, fasse sie an, fühle mich rein, bilde mir eine Meinung. Ich mag Autos und ich mag ihre Vielfalt. Leider habe ich ein Problem: Mein Job hat mit Autofahren nichts zu tun, ich reise auch nicht so viel, dass ich ständig #Mietwagen hätte. Wie also soll ich an Fahrten in fremden Autos kommen?

Ich bin nicht der Typ, der sich Probefahrten erschleicht, indem er einfach in Autohäuser geht und Kaufinteresse vorspiegelt. Das finde ich schlicht falsch. Manche Autohändler sind freizügig genug, einem trotz deutlich klar gemachten Mangels an echtem Kaufinteresse einen Schlüssel in die Hand zu drücken. Das ist nett, so bin ich mal an eine #Probefahrt in einem #Ford#B-Max gekommen. Ich war schon latent auf der Suche nach einem neuen Auto, aber ernsthaftes Interesse an einem B-Max hatte ich nicht. Nach der Probefahrt auch leider weniger als vorher, trotz des tollen 1.0l EcoBoost-Motors und des erfreulichen Fahrwerks.

Von solchen erfreulichen Ausnahmen mal abgesehen, ich möchte Autos fahren, und zwar länger als ein Stündchen oder weniger. Ich möchte dafür auch bezahlen, denn so habe ich nicht das Gefühl, dem Händler etwas schuldig zu sein. Ich möchte frei über ein Auto schreiben können, unbelastet. Meine Integrität ist mir da heilig, auch wenn mir klar ist, dass ein netter Händler, der mir ein Testfahrzeug zur Verfügung stellt, natürlich Einfluss auf meine Meinungsbildung nimmt, ganz unbewusst. Und wenn ich nicht bezahle, muss klargestellt sein, dass ich meine ehrliche Meinung in dieses Internet schreiben werde, ungeschönt, aber meistens durchaus auch wohlwollend, weil ich ein wohlwollender Typ bin. Wenn ich ein Auto scheiße finde, frage ich mich als allererstes, auf was für Leute das wohl nicht zutrifft. Wer kauft so ein Auto und warum? Das möchte ich wirklich wissen, manchmal sind Autohändler so ehrlich und beantworten einem so eine Frage rundheraus. Das sind lichte Momente.

Also ein Aufruf: Wenn Ihr jemanden kennt oder jemand seid, der gerne eins seiner Autos gefahren haben und in diesem Internet darüber etwas lesen möchte, meldet Euch einfach bei mir. Ich pflege auch eine Liste von Autos, die ich gerne mal fahren möchte und für die ich gerne auch einen milden Betrag bezahle, um das zu ermöglichen. Zwei, drei Stunden sollte dabei die 50€ nicht überschreiten, sonst muss ich mich erst umständlich rechtfertigen. Es wäre ganz fein, wenn mir jemand was vermitteln könnte. Ich habe auch gerne nette Beifahrer dabei, mein Podcast mit Martin bei seiner A3-Probefahrt damals hat mir großen Spaß gemacht. Davon würde ich gerne mehr machen.

Manche Autohändler vermieten spezielle Modelle tageweise, einen Opel Adam kann man so einen ganzen Tag und eine Nacht lang für 70€ oder so fahren. Das ist gut, warum gibt es nicht mehr solcher Angebote?

Wäre das nicht eine Geschäftsidee? Es gibt doch sicher eine Menge Leute, die keine Autohändler-Psychotricks mögen und ihr Wunschauto am liebsten unabhängig und unverbindlich probefahren würden. Genial wäre ein Testcenter, wo man Vermittler hat, die einem unverbindliche Probefahrten für kleines Geld vermitteln können und wo interessante Teststrecken in der Nähe zur Verfügung stehen. Sowas muss es ja nicht in jeder Stadt geben, aber ein Center für den ganzen Kölner/Bonner/Düsseldorfer/Ruhrgebietsraum müsste sich doch lohnen. Da ruft man an, trägt seinen Wunsch vor und die organisieren einen Händler oder Vermieter, der das gewünschte Fahrzeug zur Verfügung stellen kann. Das alles mit transparenten Kostenstrukturen und Bedingungen und für überschaubares Geld. So eine Probefahrt braucht ja keinen ganzen Tag. Damit das nicht so beschränkt bleibt, kann man ja eine Mietvermittlung für spezifische Ansprüche dazunehmen. Einige Autos kann so ein Testcenter ja selber rumstehen haben. Und wenn ein Kunde ein Probefahrzeug am Ende doch beim jeweiligen Händler kaufen möchte, gibt es etwas Provision. Oder eine Mischkalkulation mit günstigen Mietpreisen. Wie auch immer, ich denke gerne erst mal aus Kosumentensicht.

Wichtig ist, dass das transparent läuft und nicht so, wie das bei Autohändlern heute oft genug läuft, also mit latentem Druck und (Un-)Höflichkeiten. Wenn der Modus klar ist, kann man sich den Mist einfach sparen und auch mal freier über so ein Auto reden. Momentan tun die meisten Autohändler so, als gäbe es keine Preisvergleiche im Internet, reden da nicht gerne drüber, machen eine ganz komische Stimmung und sind verständlicherweise beleidigt, wenn man ein Auto bei ihnen (umsonst) fährt und dann woanders kauft. Oder wenn man klare Vergleiche mit anderen Marken zieht. So kann das aber nicht weiter gehen, das Internet ist da und bringt Markttransparenz mit sich. Die geht nicht mehr weg, also muss sich der Vertrieb von Autos darauf einstellen. Warum nicht (auch) an Probefahrten verdienen? Und überhaupt, diese Markenbindung nervt total und ist in meinen Augen auch überholt. Die unabhängigen Internetvermittler sind der Weg, da wird es hin gehen. Ich habe mal ein längeres Beratungsgespräch mit so einem Vermittler geführt und das war weit weit besser als jedes Gespräch mit jedem Autohändler, das ich je geführt habe. Da will ich hin, nur fehlt da eine Möglichkeit, auch an eine Probefahrt zu kommen.


Schwarze Sprungschanzen

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In einer beinahe verschütteten frühen Kindheitserinnerung kommt eine schwarze Plastiksprungschanze vor. Meine Brüder sagen, die gehörte zu einen Mopped-Stunt-Aufzieh-Spielzeug, dabei wird betont, dass es das coolere underdog-mäßige Ding war, nicht der Mainstream-Dreck, den die anderen hatten. Jedenfalls war diese Schanze irgendwann einfach weg und fürderhin unauffindbar. Vermutlich war jemand drauf getreten und sie war im Müll gelandet. Das bedeutete für mich: Vorbei mit Knight-Rider mäßig springenden Matchboxautos.

Ich habe unter diesem Verlust eine gefühlte Ewigkeit, nüchtern betrachtet aber wohl wahrscheinlich bloß ein paar Tage, sehr gelitten. Denn ich war zu klein, um eine auch nur ansatzweise so gut funktionierende Schanze selber zu bauen oder sonstwie Ersatz zu beschaffen; immerhin war das Original von Menschen entworfen worden, die vermutlich – im Gegensatz zu einem Kindergartenkind – die ein oder andere optimierende Berechnung von Winkel und Krümmung anzustellen in der Lage waren. Das hätte ich durch Testreihen kompensieren können. Aber zudem fehlte es mir schlicht an passendem Baumaterial: Pappe von Smacks-Kartons war ohne trickreiche Versteifungen zu labberig, LEGO-Platten nicht glatt, dünn und krümmbar genug und an Klebstoff stand mir nur Tesafilm-Verschnitt und Uhu oder wahlweise Pritt zur Verfügung. Nebenbei: Was ist Bastelkleber eigentlich für ein Scheiß? Habe ich mich schon immer gefragt. Wie auch immer, unter meinen beschränkten Bedingungen war kein adäquater Ersatz zu bekommen.

Gelitten habe ich übrigens vor allem unter meiner lähmenden Unfähigkeit, weniger unter dem Verlust der Schanze. Scheinbar war ich ein ziemliches Nerdkind, denn dieser empfundene Makel spornte mich mal wieder ungemein an, technische Sachen zu verstehen.

Später wäre ich ohne Weiteres in der Lage gewesen, so eine tolle Schanze zu bauen, aber da war ich dann zu alt für Matchboxautos. Schade eigentlich. Dafür habe ich heute im Keller zwei schwarze Sprungschanzen für ferngesteuerte Autos oder Kinder auf sprungfähigen Rädern jeglicher Art. So welche hätte ich als Kind wirklich unglaublich gerne gehabt, vielleicht wissen ja meine Kinder die Dinger später in angemessenem Maße zu schätzen. Ich befürchte allerdings eher nicht, aus diversen Gründen.

Nachtrag 20.08.2014: Aha, da ist ja die Sprungschanze!

Eine kurze Fahrt im e-up!

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Auf dem Jan-Wellem-Platz ist ein VW-E-Mobility-Promostand mit netten Promostudis, hipper elektronischer Musik und einem Typen, der dem staunenden Publikum die Vorzüge des neue e-Golf vorführt. Daneben steht ein XL1, in den man weder einsteigen darf noch erklärt einem jemand etwas darüber. Viellicht interessiert sich auch niemand dafür und man müsste einfach mal fragen. Egal, das Ding sieht nach Zukunft aus und erfüllt damit seinen Zweck bereits durch schiere Anwesenheit. Eine klassische Roadshow, um die wir einen großen Bogen machen. Nicht groß genug scheinbar, denn wir werden angequatscht, ob wir eine Probefahrt machen wollen, jetzt sofort an Ort und Stelle. Ach so, na wenn man mich so fragt, klar. Also kurz angemeldet und schon steht uns unsere persönliche Begleiterin zur Seite. Man fragt uns, ob wir #e-up! oder #e-Golf fahren wollen, mich interessiert der e-up! eigentlich mehr und so kommen wir sogar noch schneller dran, wobei das sowieso alles erstaunlich fix geht.

Die Modelle stehen im Breuninger-Parkhaus aufgereiht, der up! ist ein wirklich nettes kleines Fahrzeug, absolut kein Vergleich zu dem Trauerspiel, was VW davor in der Kategorie Kleistwagen zu bieten hatte (wer erinnert sich nicht gerne an den Lupo und noch grauenvoller den Fox). Ein flottes Stadtfahrzeug, das mich eklatant an den ersten Twingo erinnert, nur mit der richtigen Mischung aus seriös und flippig; und moderner. Innen drin sitzt es sich recht kommod und der Platz ist okay gemessen an den Außenmaßen. Der smartere Smart finde ich. Die Einrichtung ist modern, ein wenig jugendlich, aber eine gelungene Variante von offensichtlich recht billig, ohne gleich fies rüber zu kommen. Hut ab! Das Schiebedach ist allerdings winzig und reichlich nutzlos, den saftigen Aufpreis kann man sich also sparen. Sagt der Typ, den sonst immer das Panoramadach zur Pflichtausstattung zählt. Der up! an sich ist recht bezahlbar, aber ausstattungsmäßig dann doch recht spartanisch, so dass man doch wieder bei 15.000€ landet. Den Kompromiss bekommen andere Kleinstwagen besser hin. Man schaue sich mal den neuen flotten Hyundai i10 an, den in nicht allzu ferner Zukunft neu kommenden (und auch den aktuellen) Kia Piccanto, den Opel Adam, den Fiat 500, den demnächst neuen Twingo, das gerade erneuerte Trumvirat Citroen C1, Toyota Aygo, Peugeout 108, was auch immer. Das Marktsegment war noch nie mit fast durchweg derart tollen Autos besetzt. Skoda Citigo und Seat Mii erwähne ich nicht, weil es denen echt krass an Eigenständigkeit fehlt, dafür sind sie billiger zu haben. Aber der up! ist ein VW, da will man weder Seat noch Skoda draufstehen haben. Den up! gibt es vor allem aber auch als e-up! in vollelektrisch, das ist ein Alleinstellungsmerkmal, wichtiger als das Ausrufezeichen hinter dem Namen.

Wenn man den Zündschlüssel umdreht… Moment mal, wieso eigentlich ein Zündschlüssel? Ein merkwürdiger Anachronismus. Egal. Wenn man also den Zündschlüssel dreht, geht die Beleuchtung im Armaturenbrett an, sonst passiert nichts. Man hat einen normalen Automatikwahlhebel und statt eines Drehzahlmessers gibt es ein Powermeter. Alles keine Überraschung. Wahlhebel auf D und der Wagen kriecht beim Loslassen der Bremse los. Lautlos. Dabei bleibt es auch, wenn man vorsichtig aufs Gaspedal tritt: Lautlos und sanft gleitet der Wagen durch die Tiefgarage, sehr angenehm. Auf der Beschleunigungsspur im Tunnel dann das erste Mal ordentlich Gas, huiii! Das Drehmoment steht sofort zur Verfügung, entsprechend unmittelbar geht es raketenmäßig los. Das reicht nicht nur, um im Verkehr mitzuschwimmen, damit lässt man an der Ampel ne Menge Leute einfach stehen. Lustig, wirklich ausgesprochen lustig. Schneller als in der Stadt will man gar nicht fahren, das macht nur noch halb so viel Spaß. Die #Rekuperation1 lässt sich in mehreren Stufen regeln, ich fahre in der stärksten Stufe und die Bremswirkung beim Loslassen des Gaspedals ist schon recht straff. Vom BMW #i3 hört man ja, dass es am meisten Spaß macht, ihn ausschließlich mit dem Gaspedal zu fahren. Das geht im e-up! nicht, aber auch so braucht man die Bremse nur selten. Die Runde dauert nur ein paar Minuten, aber bereits auf dem kurzen Stück erfühlt man, wie die Zukunft des Autofahrens sein wird. Es fühlt sich einfach richtig an, sogar der Übergang von Rekuperationsverzögerung zum klassischem Bremsen ist harmonisch und kaum zu bemerken. Wirklich tolle Ingenieurleistung. Fahrerisch ist der e-up! ein Genuss, auch was Handling und Komfort angeht.

Doch der Pferdefuß wird bei so einer kurzen Fahrt nicht klar: Die Reichweite ist stark begrenzt, man ist also ständig auf der Suche nach Strom. Das ist im e-up! nicht ganz so schlimm, weil der konzeptionell sowieso meistens in der Stadt und auf kurzen Strecken bewegt wird. Aber im e-Golf möchte man dann doch vielleicht mal eine längere Strecke fahren. Geht nicht, schminkt euch das ab, Punkt. Das wäre halb so wild, wenn man sich so ein Auto als Zweitwagen mit begrenztem Nutzen hält. Aber dafür sind beide dann doch ein klein wenig teuer geraten. Der e-up! kostet zwischen 26.000 und 29.000€ und damit mehr als doppelt so viel wie ein konventionell angetriebener up!. Da braucht es schon ein gerüttelt Maß an Enthusiasmus für die neue Technik oder man hat so viel Geld, dass einem das schlicht egal sein kann. Die Ersparnisse in Sachen Haltungskisten und Verbrauch sind jedenfalls nicht annähernd hoch genug, dass man sich irgendwas schönrechnen kann. Es sei den, das Auto dient genau einem Usecase, den es gut erfüllt, also in erster Linie Pendeln oder gewerbliche Nutzung im Reichweitenradius. Da kann sich das auf lange Sicht sogar lohnen. Vielleicht. Oder so.

Fazit: Wir haben es hier mit einer Technologiestudie zu tun und die macht Lust auf mehr. Reichweite und Anschaffungspreis mal außer Acht gelassen gehört der Elektromobilität jedenfalls die Zukunft und wer reich ist und die Zukunft jetzt erleben will, braucht so ein Teil. Das Fahrzeug fühlt sich fertig an, ausgereift, die Technologie ist so weit einsatzbereit. Jetzt fehlt nur noch der Durchbruch in der Akkutechnik und bis dahin können die Pendler mit doppeltem Einkommen ja schon mal in der Zukunft leben.


  1. Rekuperation ist die teilweise Rückgewinnung der Fahrenergie statt deren barbarischer Vernichtung in eine Bremsscheibe. Statt also zu bremsen wird erst mal der Motor als Generator benutzt und kann so einen gewissen Teil der zum Beschleunigen verbrauchten Energie wieder zurück in den Akku speisen. Braucht man mehr Bremswirkung als das System aufnehmen kann, regelt sich kaum merklich die normale Bremse mit rein. Rekuperation ist vom Prinzip her das, was man auf jeden Fall haben will und in nicht allzu ferner Zukunft werden wir uns zurückerinnern und uns fragen, was wir bloß für krasse Verschwender waren, als wir noch konventionell gebremst haben. 

Eine kurze Fahrt im Lexus RX 450h F-Sport

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Was für ein sperriger Name, Lexus RX 450h F-Sport, ungefähr so sperrig wie das so benannte Auto selber: 4,77m lang, 1,69m hoch, 1,89m breit und leichtfüßige 2,3t schwer. Es handelt sich hierbei, dafür steht das RX, um das große #SUV von #Lexus mit Hybridantrieb, dafür steht das h hinter der Zahl. Zum F-Sport kommen wir später. Plötzlich sitze ich also, statt wie sonst auf dem Beifahrersitz, am Steuer dieses riesigen Fahrzeugs. Erste lustige Überraschung: Wenn man den Gurt schließt, zurrt einen der Sitz in die angestammte Position. Wenn man den Gurt öffnet, fährt der Sitz zum bequemen Ausstieg zurück. Das hat etwas von Achterbahn, sehr gefällig und es wird mein Lieblingsfeature werden.

Im Innenraum herrscht eine verstörende Mischung aus Toyota-Plaste-Langeweile und erfreulicher Hochwertigkeit. Und wieder diese 80er-Style LCD-Digitaluhr mit 12h-Anzeige in der Mittelkonsole. Ich frage mich ja immer, was die Toyota-Designer bloß mit dieser Digitaluhr haben. Wie auch immer, die Innenraumgestaltung ist nicht meine, aber es sitzt sich kommod in weichem Leder und beim Druck auf den Startknopf erwacht das Armaturenbrett, das statt eines Drehzahlmessers ein riesiges Powermeter anzeigt. Sonst passiert nichts, der 3,5l-V6 mit 250PS startet erst, wenn er gebraucht wird, bis dahin versorgen einen die kräftigen Elektromotoren. Alle Motoren zusammen bringen es auf 299PS, die für ein ordentliches Vorankommen dieses Ungetüms sorgen. Wie schon beim Toyota Prius verbindet hier ein komplexes Getriebe die Motoren mit dem Antrieb, was zusammen mit der Getriebeautomatik ein krasses Motorboot-Gefühl beim Fahren verursacht: Gibt man kräftig Gas, dreht der V6 hoch und bleibt dann auf diesem Drehzahlnievau stehen, während das Getriebe seine Leistung zusammen mit der des Elektromotors auf den Antriebsstrang schickt und sich dabei wie ein stufenloses Getriebe auswirkt. Vielleicht ist die Sache hier wegen des Allranantriebs mit zwei Elektromotoren sogar noch komplizierter, aber wie auch immer das läuft, es fühlt sich wie Motorboot an: es gibt keine fühlbare Verbindung zwischen Gasfuß und Geräuschentwicklung. Dazu passt auch prima der Gangwahlhebel, der die Mittelkonsole auf halber Höhe ziemlich dominiert. Sehr gewöhnungsbedürftig, aber auch ziemlich lustig und weil es so smooth ist auch passend zu einem so großen SUV. Mit den Creeps draußen will man ja nichts zu tun haben, wenn man so ein Fahrzeug fährt.

Ich hätte jetzt erwartet, dass diese starke Entkopplung von der Außenwelt sich auch im Fahrwerk fortsetzt, denn Masse und Federwege sind ja massig vorhanden. Aber hier kommt der Namenszusatz F-Sport ins Spiel: Sportfahrwerk und diverse sportliche Veränderungen sorgen für ein eine deutlich spürbare Straße. Ziemlich schizophren finde ich, aber ich bin wohl auch nicht die Zielgruppe für sowas. Ob mit oder ohne Sportfahrwek, der Wagen ist überraschend handlich. Seine Größe ist nicht zu verleugnen, klar, aber davon abgesehen bekommt man ihn erfreulich gut rangiert, wozu auch die zwingend nötige Rückfahrkamera beiträgt. Diese Rückfahrmakeras sind ein Segen in modernen Autos, denn nach hinten sind fast alle unerfreulich unübersichtlich. In diesem Lexus würde man auch schnell mal gestandene Erwachsene überfahren, wenn man die Kamera nicht hätte.

Das Infotainment samt Navi ist so enttäuschend wie in fast allen Autos, sieht altbacken aus und hinkt der Zeit um gefühlte Dekaden hinterher, zumindest gemessen an aktuellen Smartphones und Tablets. Ich frage mich ja immer wieder, wieso Leute das einfach hinnehmen, die über 70.000€ für so ein Fahrzeug auf den Tisch legen. Apropos Preis, ich frage mich sowieso, wieso jemand über 70.000€ für so ein Fahrzeug auf den Tisch legt. Also abgesehen vom damit erkauften Status vor den Nachbarn. Mir fehlt einfach der offensichtliche Mehrwert gegenüber anderen Autos.1 Die Materialien und die Verarbeitung bekommt Kia zum Beispiel für die Hälfte des Preises mindestens genau so hochwertig hin. Und an der Stelle muss ich dann doch noch mal über die Toyota-Plaste-Mittelkonsole sprechen. Was hat die in einem so hochwertig positioniertem Fahrzeug zu suchen? In der Klasse erwarte ich klar mehr als das. Um fair zu sein: Das Nicht-F-Sport-Modell fährt bequemer und kostet über 10.000€ weniger, was dann für ein so kräftiges Hybrid-SUV gar nicht mal so viel ist. Aber es ist absolut gesehen viel und dazu passt diese Mittelkonsole einfach nicht. Überhaupt fehlt mir bei näherer Betrachtung einfach der Mehrwert gegenüber Autos, die die Hälfte kosten, sich gut fahren, ordentlich verarbeitet sind und bequem. Wo sind die Highlights, Lexus? Warum soll sich jemand ausgerechnet dieses Fahrzeug kaufen? Und nicht, um im gleichen Hause zu bleiben, einen RAV4 oder einen Land-Cruiser? Wenn ich mir die anschaue, frage ich mich schon, was der Lexus besser kann. Außer einem komplizierten Namen. Und dem Hybridantrieb, den Toyota ausgerechnet seinen eigenen Großradfahrzeugen rästelhafterweise vorenthält.

Womit wir beim Thema #Hybrid sind: In der Praxis bleibt man damit mehr oder weniger deutlich im einstelligen Bereich (l auf 100km). Das ist beeindruckend, aber wenn man mal den Bleistift zückt und vergleicht, kann ein moderner Diesel das auch und der kostet deutlich weniger. Bleibt das elektrische und lautlose langsamfahren. Ein lustiges Gimmick. Letztlich bleibt es eine Frage der Sichtweise, ob man so einen Hybrid braucht. In meinen Augen macht das isoliert betrachtet bei so einem großen Auto, wo es offensichtlich gerade nicht auf Sparsamkeit ankommt, nicht wirklich Sinn. Aber es kommt eben in erster Linie auf den Kontext an. Wenn man eine Garage mit Wallbox hat und eine größere Zahl seiner Fahrten überwiegend elektrisch zurücklegt, ist so ein Hybrid eine feine Sache, auch und gerade bei 2,3t Schwungmasse2. Oder wenn man den Nachbarn und sich selbst zeigen möchte, dass man ökologisch drauf ist, irgendwie.

Die F-Sport-Ausführung halte ich aber für eine reichlich unpassende Verschlimmbesserung des Gesamtpakets, aber ich kann ja auch die Existenz eines BMW X6 – nicht nur aus ästhetischen Gesichtspunkten – nur schwer ertragen. Ich finde die ganzen gehobenen SUVs in der Regel ohnehin überflüssig, also fragt jemand anderen, wenn Ihr Verständnis in der Richtung hören wollt. Wenn ich hier im Viertel die ganzen Helikoptereltern sehe, die ihren Nachwuchs mit ihren Muttipanzern zur Schule bringen und abholen, geht mir das Messer in der Tasche auf. Audi Q7, Volvo XC90, Range Rover und RX 450h gehören hier zum alltäglichen Straßenbild, natürlich immer blitzesauber, so ein teures Fahrzeug macht man doch nicht schmutzig! "Sorry, ich kann nichts dafür, dass ich die ganze Straße blockiere, der Range ist halt so breit und meine Fahrkünste reichen eigentlich auch nur für einen Kleinwagen." DESWEGEN GEHÖRT DER HIER JA AUCH NICHT HIN! Arrg.


  1. Mir ist natürlich klar, dass BMW X5, Mercedes M-Klasse und Konsorten mindestens so viel kosten, aber ich betrachte das Fahrzeug einfach mal unabhängig davon aus Sicht eines Kia-Fahrers. 

  2. Bei so einem Gewicht kommt der Rekuperation, also der teilweisen Rückgewinnung statt Vernichtung der zur Beschleunigung eingesetzten Energie beim Verzögern, eine besonders wichtige Bedeutung zu. Das darf man nicht unterschätzen. 

Ein kleines Threema-Statusupdate

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Seit der Facebook-Whatsapp-Zäsur füllt sich nach und nach meine #Threema Kontaktliste und inzwischen gibt es nur noch eine Hand voll Kontakte, mit denen ich über #WhatsApp kommuniziere, weil die scheinbar gerne weiterhin möchten, dass Hinz und Kunz (und Facebook) ihre Kommunikation mitlesen und zur späteren Nutzung auf Halde legen kann. Im Grunde bin ich inzwischen sogar so weit, dass ich deren na und? mit einem eigenen na und? kontern und WhatsApp deinstallieren könnte. Andererseits würden die mir dann einfach wieder SMS schreiben, was abhörmäßig kein echter Gewinn ist und auch noch Geld kostet und nicht mal Gruppenkonversationen erlaubt. Da kann ich WhatsApp auch einfach für die paar Leute installiert lassen. Denn mit oder ohne WhatsApp, fast meine gesamte Messenger-Kommunikation läuft inzwischen über Threema und WhatsApp ist in der klaren Minderheit. Das ist höchst erfreulich, ich habe offenbar fast nur gute Kommunikationspartner.

Inzwischen kann man bei Threema übrigens endlich auch nachträglich Leute zu Gruppen hinzufügen, damit ist für Normalnutzer der Funktionsumfang vollständig und es gibt keine Ausreden mehr außer "ich bin 12 und kann mir keine iTunes/Play-Guthabenkarte leisten" und "mir ist eh alles egal".

Ein Abgesang auf Kaiser's

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Oha, Edeka will Kaiser's Tengelmann kaufen. Da bin ich ja mal gespannt. Kaiser's ist bei mir traditionell in erster Linie mit trägen Mitarbeitern assoziiert. Es ist kaum zu fassen, wie langsam eine Kassen- oder Bedienungsthekenschlange abgearbeitet werden kann, ohne dass man einen offensichtlichen Grund dafür erkennen kann. Sobald ich einen Kaiser's betrete, stellt sich bei mir dieses Gefühl der klebrigen Entschleunigung ein. Nichts gegen Entschleunigung im richtigen Moment, aber bitte nicht in klebrig und Einkaufen ist für mich auch eher selten der richtige Moment dafür. Es sei denn, ich bin bei (Edeka) Zurheide, aber da entsteht die Entschleunigung nicht durch quälendes Warten an Kassen und Theken, sondern durch sowas wie Einkaufserlebnis, Schlendern, aussuchen; ein genussorientierter Vorgang. Ja, sogar freundliche Mitarbeiter, die auf Zack sind, ansprechbar, hilfsbereit, kompetent. All das, was ich bei Kaiser's eher selten bis nie erlebe.

Ich wohne in einem Dreieck aus Kaiser's-Filialen. Alle drei sind in den letzten Jahren mal gründlich gesäubert und dann neu ausgestattet worden. Vorher kam zu meiner Kritik noch stinkend und abgenutzt/dreckig dazu, das ist immerhin vorbei. Aber auch jetzt sind die drei Filialen ein guter Ausweis für den Umstand, dass Kaiser's nicht mithalten kann. Der REWE City hier ist kleiner, aber in allen Belangen besser. Von dem Umstand abgesehen, dass er keine Frischfleischtheke hat, was OK ist, denn das Fleisch vom Kaiser's ist auch oft irgendwie nicht so schmackhaft. Scheinbar marinieren die mit irgendeinem Gewürz, das riecht, als wäre das Fleisch nicht mehr ganz so frisch. Hoffe ich zumindest…

Aber wie man es dreht, das Problem von Kaiser's sind in meinen Augen die Mitarbeiter. Irgendwie hat sich da eine gewisse verwaltungshafte Trägheit eingeschliffen, die mich um den Verstand bringt. Die Rentner, die da vorwiegend einkaufen, scheint das nicht zu stören. Vielleicht ist das Absicht und Kaiser's bedient absichtlich dieses Marktsegment und deren Stammkunden finden das alles ganz entzückend und dann kommt Edeka und trampelt dieses Biotop alteingesessenen Lebensmittelhandels kaputt mit seinen modernen Konzepten.

In meinen Augen sind REWE und Edeka in Deutschland völlig zu Recht so dominierend, denn beide geben man sich in den letzten 15 Jahren immense Mühe, für die Kunden attraktiv zu sein. Geht mal zu irgendeinem Kaiser's und dann direkt danach zu Edeka Tschöpe in Oberbilk, der der einzige mir bekannte Edeka hier in der Gegend ist, der nicht bereits durch schiere Verkaufsfläche im Vorteil ist. Was für ein Unterschied. Und dann fahrt mal weiter mal zu Paschmann, Celik oder Zurheide, nur um zu vergleichen, wohin die Reise geht. Das ist natürlich unfair, denn Kaiser's betreibt in allererster Linie Nachbarschaftsmärkte und die sind nun mal klein und eng. Aber auch das geht besser, die Positivbeispiele sind oft nur ein paar hundert Meter weiter anzutreffen und tragen ein rotes Schild mit vier Buchstaben (und gegebenenfalls den Zusatz City).

Und klar gibt es auch schlechte REWE-Märkte (da kenne ich hier ein paar) und sicher auch doofe Edekas (da kenne ich hier keinen). Und sicher gibt es auch tolle, gut geführte Kaiser's mit angenehmen Mitarbeitern und moderner Ausstattung (da kenne ich hier ebenfalls keinen). Mein Punkt ist: REWE und Edeka rüsten permanent auf und was sie anfassen, gewinnt deutlich. Kaiser's renoviert seine Läden ja auch, aber der Gewinn hält sich in Grenzen. Das ist klassisches abgehängt werden, geradezu ein Fallbeispiel für die Lehre. Und dafür müssen wir die Einkaufs-Marktmachts-Konzentrations-Sache überhaupt nicht anfassen, die spielt aber natürlich auch ihren vermutlich dominanten Part in der Kaiser'sschen Untergangssymphonie.

Schade drum? Ich befürchte, zumindest aus meiner Sicht, eher nicht. Ob durch die Kaiser's-Filialen unter Edeka-Flagge endlich der dringend nötige Ruck geht? Warten wir es ab, aus meiner Konsumentensicht wird es jedenfalls eher nicht schlechter werden.

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